Travelmate
7 Wochen mit Maisonneuve
von
Travelmate
am 17.09.2017 um 15:31 (4452 Hits)
17.9.2017
Vor 7 Wochen habe ich mir beim Bergwandern das obere Sprunggelenk gebrochen. Wie viele von euch war dies eine Zeit der Suche nach Informationen, viele Foren waren dabei für mich sehr hilfreich und interessant. Da jede Verletzung und deren Heilung letztlich sehr verschieden verläuft, mag es vielleicht helfen, meinen persönlichen Weg der Genesung zu erfahren.
Am Ende einer schönen Bergwanderung habe ich kurz nicht aufgepasst und mir dabei den Fuß trotz hohem Bergschuh und viel sporttreibend (nach im Juni einen Halbmarathon in 1.49 h gelaufen) verdreht und das obere Sprunggelenk gebrochen. Der erste Schmerz war unsäglich, aber wem sage ich das. Nach Bergrettung, Krankentransport und Notaufnahme incl. Diagnostik war klar: Es handelt sich um eine Sonderform eines Weber C- Bruchs des OSG, einen Maisonneuve- Bruch incl. Bruch am Volkmann- Dreieck. Dies ist am Samstag, 19. Juli 2017 passiert. Ich wollte mich nicht vor Ort, sondern heimatnah in einer mir bekannten Klinik operieren lassen, deshalb haben wir uns nach der Diagnostik auf der Rücksitzbank liegend auf den Heimweg gemacht. Das hat soweit auch gut funktioniert, am Sonntag sollte nach erfolgter Absprache mit der Klinik operiert werden. Der Fuß war dann aber so dick geschwollen, dass der Operateur dazu nicht bereit war. Von Sonntag bis Dienstag wurde im Krankenhaus mehrmals täglich Lymphtrainage durchgeführt, um die Schwellung rasch zu reduzieren. Dies gelang auch, so dass nach drei Tagen operiert werden konnte: Mehrere Schrauben und ein Draht sowie zwei Stellschrauben bei den Syndesmosenbändern wurden in der OP, die rd. eine Stunde gedauert hat, eingebaut.
Nach der OP hatte der Fuß ein buntes Farbspektrum und befand sich in einem Vacoped, der den früheren Gips inzwischen wohl weitgehend abgelöst hat. Die Vorteile des Vacoped sind klar: leichter und abnehmbar. Zunächst war ich an eine Schmerzpumpe angeschlossen, so dass die jeweils notwendige Schmerzmittelmenge eigenständig gesteuert werden konnte. Zwei Drainagen waren gelegt. Als diese am zweiten Tag gezogen wurden, war auch die Schmerzpumpe für einen Augenblick überfordert. Beim Aufstehen schoß jeweils das Blut in den Fuß, was die Motivation das Bett zu verlassen deutlich reduzierte. Im Krankenhaus bin ich wirklich nur das Nötigste gelaufen. Die Physiotherapeuten waren sehr aktiv, Lymphtrainage war auch nach der OP zur Abschwellung eine super Sache. Am 3. post OP- Tag wurde ich nach Hause entlassen. Nicht ganz freiwillig, aber letztlich wurde dem Patientenwunsch nachgegeben.
Auch zu Hause gönnte ich mir nochmals rd. eine Woche mit viel Ruhe. Den Vacoped habe ich nur getragen, wenn ich mich aufgestanden bin und bei Nacht. Das war natürlich viel bequemer und ich meine auch für die Wundheilung hilfreich, da einfach viel Luft an die Wunde kam und eine Kühlung mittels Eis möglich war. Die ambulante Physiotherapie jeden zweiten Tag war, wieder mit Lymptrainage, sehr hilfreich. Mein Rat wäre, dies ggf. auch selbst zu bezahlen. Eine Einheit kostete bei mir 22 Euro, das Geld ist wirklich gut angelegt. Die Fäden wurden 12 Tage post OP gezogen. Nach zwei Wochen habe ich angefangen, im Vacoped auf dem Trimmrad im Keller zu trainieren. Offiziell wollte dafür weder der Arzt noch der Physiotherapeut Verantwortung übernehmen, es gab aber auch kein Veto, als ich von dem Vorhaben berichtete. Aber bereits nach zwei Wochen war ich körperlich so auf den Hund gekommen, dass ich den Eindruck hatte, ich müsste etwas tun. Der Muskelabbau verläuft rapide! Angefangen habe ich mit einer 5 Minuten Einheit, was lächerlich klingt. Ich war danach jedenfalls fix und fertig, da auch der Kreislauf nicht mehr gewöhnt war als im Bette zu liegen. Ziel war, innerhalb von einer Woche das Trainingspensum auf 30 Minuten täglich zu steigern. Nach jeder Einheit war das Gelenk froh, wieder hoch zu liegen und Ruhe zu haben, ich fühlte mich jedoch in dieser Zeit bereits deutlich besser und habe dieses Trainingspensum dann auch die weiteren Wochen so absolviert. Ein Trimmrad ist m.e. perfekt, da man sitzend eine sehr runde Bewegung mit angenehmer Belastung durchführen kann. Zusätzlich bin ich nach ca. 4 Wochen dem Rat gefolgt, ins Wasser zu gehen. Es war eine Wohltat in ca. 32 Grad warmen Wasser zu Laufen und echte Fortschritte in der Beweglichkeit sind rasch spürbar. Das Schwierigste ist, mit den Krücken den Weg vom Liegestuhl ins Wasser zu schaffen, ohne auszurutschen. Wenn man langsam geht und gut aufpasst, scheint mir das jedoch ein beherrschbares Risiko zu sein.
Im Vacoped auf Krücken zu laufen war gut möglich. Leider habe ich mich nicht um eine Schuherhöhung für das andere Bein gekümmert, so dass der Gang aufgrund des Höhenunterschieds zwischen beiden Beinen sehr humpelnd war. Beim nächsten Mal...Wie geplant konnten nach 6 Wochen die beiden Stellschrauben in ambulanter OP mit Lokalanästhesie entfernt werden. War nicht ganz angenehm, aber kein Vergleich zur ersten OP. Nicht erwartet hatte ich die recht starke Schmerzen im gesamten Gelenk, da überall zu lesen und auch vom Arzt gesagt war, dass nach Entfernung der Stellschrauben eine Vollbelastung des Gelenks möglich ist. Möglich mag sein, Kopf und Körper brauchen jedoch einige Tage, um dann wirklich voll belasten zu können. Ich jedenfalls ging dann noch zwei Tage an Krücken, schonte mich weitere drei Tage, um dann nach genau 7 Wochen das home-office zu verlassen und im Büro zu arbeiten. Auf der Langstrecke nutze ich aktuell nach 8 Wochen noch die Krücken, die Kurzstrecke funktioniert auch ohne.
Gaaanz wichtig für mich ist seitdem mein Kompressionsstrumpf. Dieser hält das Blut aus dem Gelenk in weiten Teilen raus und unterstützen den Blutkreislauf. Ohne diesen wird der Fuß beim Aufstehen auch nach 7 Wochen noch rot und schwillt an. Wohl alles normal, verursacht dann jedoch Schmerzen und ist insgesamt der weiteren Heilung nicht dienlich. Kompressionsstrümpfe sind eine echte Erleichterung!! Mit diesen fahre ich seit der Entfernung der Stellschrauben auch wieder Auto, was ein echter Meilenstein auf dem Weg zur Normalität für mich darstellte. Die Beweglichkeit des OSG ist aktuell noch eingeschränkt und der Gang ist langsam und je nach Tagesform auch humpelnd. Daran arbeite ich mit der Physiotherapie (2x wöchentlich, manuelle Therapie, Übungen) sowie mit Übungen zu Hause. Um wieder Kondition zu erhalten habe ich mit Entfernung der Stellschrauben den Crosstrainer in Betrieb genommen. Zunächst wieder sehr kurz und mit geringer Belastung, jedoch täglich steigernd. Nächste Woche werden die Fäden der ambulanten OP gezogen, dann gehts wieder ins Wasser! Persönliches Ziel ist, nach 12 Wochen mit dem Joggen (natürlich gaaanz langsam und nicht weit) zu beginnen. Das wäre supertoll. Soweit der heutige Stand. Nur Mut, sollte es auch dich "erwischt" haben. Die Prognosen sind heute bei einem OSG- Bruch sehr gut, wenn es normal läuft heilt das alles wieder vollständig aus.
24.9.2017
Ein kurzer Rückblick auf die letzten zwei Wochen: Nach dem Entfernen der Stellschrauben war nicht vorstellbar, jemals wieder Strecken über Sofa-Küche-Bad hinaus ohne Krücken zu gehen. Letztlich ging es doch schneller als erwartet: auch in der Arbeit standen nach 10 Tagen die Krücken nur noch im Eck und seit zwei Wochen laufe ich auf zwei Beinen. heute sind genau 2 Monate seit dem Unfall vergangen. Der Heilungsprozess ist soweit in Ordnung, aber das Gehen ist noch eingeschränkt, da das Abrollen des Fußes "nach oben" noch nicht richtig klappt. Außerdem schwillt der Fuß nach wie vor an, insbesondere ohne Kompressionsstrümpfe. In der Arbeit wird versucht, den Fuß immer hochlegen. Arzt und Physiotherapeut meinen, das wäre wirklich wichtig. Täglich versuche ich weiterhin auf Trimmrad und Crosstrainer zu trainieren sowie Übungen auf dem Wackelbrett zu machen. Physio wird weiterhin 2x wöchentlich besucht, überwiegend zur manuellen Therapie und zur Kontrolle des Gangbildes. Heute war ich zum ersten Mal seit dem Fädenziehen vor 5 Tagen wieder im Wasser-es war Top! Danach konnte ich sogar kurzzeitig eine Treppe nicht nur im Trippelschritt, sondern rechts-links laufen!
9.10.2017
11 Wochen sind inzwischen seit dem Unfall vergangen. Leider hat sich der Trainingseifer an den Wochentagen nicht halten lassen, lediglich am Wochenende komme ich dazu, regelmäßig zu üben und ins Wasser zu gehen. Der Alltag funktioniert mit Kompressionsstrumpf gut, ohne Strumpf wird der Fuß weiterhin dick, aber immer weniger. Das Gangbild sicher noch nicht perfekt ist und lange Strecken auch Schmerzen verursachen. Ist vermutlich alles normal, aber es nervt trotzdem latent und die Geduld wird strapaziert. Ziel bleibt, Anfang November mit dem Joggen zu beginnen.
14.10.2017
Es ist schon bemerkenswert, wie schnell sich die Dinge ändern. Innerhalb von einer Woche ist die leichte Depression verschwunden und das ersehnte Joggen hat begonnen!! Die erste Runde war 500m lang, die zweite nach zwei Tagen 800 m. So soll es nun weitergehen. Zunehmend kann auch auf den Stützstrumpf verzichtet werden, ohne dass das Bein sofort dick wird. Indikator, dass noch nicht alles "wie vorher" funktioniert: auf dem gebrochenen Fuß und auf die Zehenspitzen stehen ist nur sehr eingeschränkt und nicht in vielen Wiederholungen möglich. So lange dies nicht richtig funktioniert, wird lt. Arzt auch der Gang nicht 100% rund sein können. Es gilt nun also, an diesem Punkt einerseits Geduld zu haben und andererseits zu Üben und Muskeln aufzubauen. Jedenfalls war es eine gute Woche!
Die Größe des Textteils ist hier wohl beschränkt. Fortsetzung siehe im blog "23 Monate Maisoneuve- Bruch ("https://www.physiotherapie.de/entries/225-3-monate-maisonneuve-bruch)