Erhöhte Sturzgefahr im Alter oder durch Erkrankungen
Die Zahlen sind erschreckend und rütteln auf: Etwa jeder Dritte im Alter über 65 Jahre stürzt mindestens einmal pro Jahr schwer. Bei den über 80-Jährigen ist es sogar die Hälfte. Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen kommt es aufgrund des Sturzes zu einem Knochenbruch. Besonders oft ist dabei die Hüfte betroffen: etwa 100.000 Hüftfrakturen jährlich sind Stürzen zuzuschreiben. Die Ursache für einen Sturz kann entweder in einer Stolperfalle wie einem Teppich oder Treppenstufe liegen, die übersehen wird, oder aber in der fehlenden Balance, Muskelkraft und dem verlangsamten Reaktionsvermögen im Alter. Auch Einschränkungen durch Erkrankungen wie Parkinson begünstigen Stürze beim Aufstehen oder Gehen im Alltag.Studie zur Sturzprävention durch Balance-Training
Viele Patienten, die ihre Einschränkungen spüren und sich des Verlustes ihrer Kraft und ihres Gleichgewichts bewusst sind, reduzieren mit dem Alter ihre tägliche Bewegung auf ein Minimum. Vor allem nach einem Sturz lässt sich das – selbst dann, wenn dem Patienten nichts passiert ist – häufig beobachten. In einigen Studien und Bewegungsprojekten überall hierzulande aber auch weltweit wurde nun untersucht, ob gezieltes Training dem Patienten Kraft, Balance und damit auch Sicherheit zurückgeben kann. Die Ergebnisse beeindrucken. Eine deutliche Senkung der Sturzgefahr lässt sich schon mit Kraft- und Balance-Training zweimal pro Woche erreichen. Einige Krankenkassen unterstützen diese Projekte und übernehmen die Kosten für das Balance-Training ihrer Mitglieder.Formen und Übungen im Balance-Training
Ein klassisches Balance-Training hierzulande enthalten verschiedene Elemente und Übungen zur Wahrnehmung und Körperhaltung, zum Gangbild sowie zum Gleichgewicht und zur Koordination der Bewegungen. Als Übungen kommen zum Beispiel Einbein-Stand-Übungen, Hindernisläufe oder das Tandemgehen vorwärts und rückwärts in Frage. Geübt wird der Konstitution und Fitness der Teilnehmer entsprechend. Begonnen werden sollte mit dem Training, wenn die ersten Einschränkungen der Mobilität auftreten. Ergänzt werden sollte das reine Balance-Training mit einer guten Mischung an leichten Krafttraining wie mit Geräten oder Hanteln. Einige Trainer bieten zudem „Sturzschulungen“ an, um zu vermitteln, was man tut, wenn es doch passiert. Studien haben zudem gezeigt, dass Sportarten wie Tai Chi einen ähnlichen Effekt bei der Verminderung der Sturzgefahr haben wie das klassische Balance-Training.Balance Training als Teil des Ganzen betrachten
Gesund, fit und sturzfrei bis ins hohe Alter ist nicht nur eine Frage des Gleichgewichts und der Koordination sondern auch der Kraft und des Körpergefühls. Deshalb ist es wichtig, die Patienten dazu zu animieren, zusätzlich zum Balancetraining und zum Trainieren der Kraft auch ein Ausdauertraining aufzunehmen oder fortzuführen. Hier könnten schonende Sportarten wie Schwimmen, Wassergymnastik, Walking oder auch Tanzen auf dem Stundenplan stehen. Wer lange nichts gemacht hat, sollte schonend mit ein bis zwei Trainingseinheiten pro Woche beginnen und das dann im Laufe der Zeit und mit zunehmender Sicherheit auf 4-5 mal pro Woche steigern.Fazit: Wer rastet, der rostet! Gerade mit zunehmendem Alter ist regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivität im Rahmen des gesundheitlich möglichen unverzichtbar. Um die Sturzgefahr zu minimieren, empfiehlt es sich, regelmäßig Balance-Trainings durchzuführen. Eine Aufgabe, die am besten von einem Physiotherapeut zugeschnitten auf den Patienten übernommen wird.