• Fünf vor Zwölf – Pflege- und Therapieberufe kurz vor dem Aus?

    Seit einem guten Jahr sind die Schülerinnen und Schüler der Heimerer Schulen Bayern und Sachsen nur wenige Tage im Präsenzunterricht gewesen und lernen im Distanz- bzw. Wechselunterricht einen praktischen Beruf.
    Die Ausbildungen der zukünftigen Pflegefachkräfte sowie Ergo- und Physiotherapeuten besteht zu nahezu 50% fachtheoretischem und 50% fachpraktischem Unterricht.



    FachPRAKTISCHE Inhalte können nur schwer bis gar nicht online im Distanzunterricht vermittelt werden. Die Schülerinnen und Schüler müssen lernen wie sie ein Gelenk bewegen, wie sie einen bettlägerigen Patienten umlagern oder einem Schlaganfallpatienten mit einer ausgeprägten Halbseitenlähmung aus dem Bett in einen Rollstuhl transferieren und wie schwerstkranke und behinderte Menschen wieder in den Alltag zurückgeführt werden können. Dies muss in der Schule unter der Supervision der Lehrkräfte aneinander geübt werden.

    Die Schülerinnen und Schüler sind in dem praktischen Teil der Ausbildung in Krankenhäusern und Rehaeinrichtungen am Patienten und sollen dort das Gelernte umsetzen und anwenden. Die Betreuer vor Ort können nicht die schulische Ausbildung ersetzen und grundlegende Techniken vermitteln. - Dafür fehlt die Zeit und es ist schlichtweg auch nicht deren Aufgabe.

    In Folge dieser gravierenden Entwicklung steigt die Unzufriedenheit, sowohl unter den bereits praktizierenden Pflege- und Therapiekräften, als auch unter angehenden Fachkräften. Nicht erst seit Corona ist vor allem der enorme Bedarf an Intensivpflegekräften und therapeutischem Fachpersonal um ein Vielfaches höher, als bereits vor der Pandemie ausgebildet wurden. Mit den durch die Pandemie ausgelösten Entwicklungen geht die Schere immer weiter auseinander. Damit wird das Gesundheits- und Bildungssystem massiv geschädigt.

    Die Unzufriedenheit des einst ambitionierten Fachpersonals steigt und weicht der puren Verzweiflung. Motivation weicht der Angst vor Kapitulation. Aus diesem Grund haben bereits heute viele Fachkräfte der betroffenen Bereiche unter höchster Frustration gekündigt oder ihre Ausbildung abgebrochen. Viele werden noch folgen. Schenkt man den Prognosen der Bertelsmann Stiftung Glauben, steigt allein aufgrund des demographischen Wandels die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 50 Prozent. Zugleich werden fast 500.000 Vollzeitkräfte allein in der Pflege fehlen (Quelle: Pflegereport 2030). Ein fatales Signal: Gerade jetzt, wo diese Menschen zusätzlich dringend auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden.

    Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung und unzufriedenstellender Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für klinisches und pflegerisches Fachpersonal, sehen sich die neben vielen anderen Bildungsträgern auch die Heimerer Schulen in einer Abwärtsbewegung, die umgehend gestoppt werden muss. Wir möchten diesem Trend entgegenwirken und das dringend benötigte Fachpersonal der Therapie- und Pflegeberufe wieder auf qualitativ höchstem Niveau ausbilden, um ein weiteres Auseinanderdriften der Schere zu vermeiden.

    Von daher unser Appell: Fachpraktische Ausbildungsabschnitte sind mittel bis langfristig nicht über den Distanzunterricht vermittelbar und müssen zwingend wieder Bestandteil des Präsenzunterrichts werden. Nur so können wir ein Garant für weiterhin erstklassige Aus- und Weiterbildungen an den Heimerer Schulen und Akademien gewähren.

    Alle Therapie- und Pflegeberufe sind systemrelevant! In der Bekämpfung der Corona Pandemie sind neben Pflegefach- und Intensivpflegekräften auch Ergo- und Physiotherapeut*innen vor Ort eingesetzt. Es herrscht ein massiver Fachkräftemangel, der sich durch Ausbildungsabbrüche aufgrund der unzureichenden praktischen Ausbildung noch deutlich verstärken wird, wenn die Therapie- und Pflegeausbildungen nicht endlich wieder zurück in der Schule stattfinden können. Wer soll dann zukünftig unsere schwerstkranken Menschen kompetent behandeln? Es ist fünf vor zwölf – handeln ist JETZT gefragt. Die entsprechenden Behörden wurden informiert.


    Egal ob Ausbildung, Umschulung oder Fort- und Weiterbildung – seit 40 Jahren steht Bildung für die Heimerer Schulen im Mittelpunkt. Die Heimerer Schulen bilden in den pflegerischen und therapeutischen Berufen aus. Zu den Heimerer-Schulen zählen mehr als 40 Berufsfachschulen bzw. Fachschulen in Bayern und Sachsen und seit 2017 auch eine Berufsakademie. Fort- und Weiterbildungen führen wir an der Heimerer Akademie seit 20 Jahren erfolgreich mit unseren Praxispartnern durch. Hauptfirmensitz des Unternehmens ist Landsberg am Lech.