• Von Achtsamkeit bis Aloe Vera - in Bad Bergzabern

    Das Kurstädtchen unweit der französischen Grenze an der Südlichen Weinstraße ist aus vielerlei Gründen eine Reise wert: Gelegen zwischen Pfalz und Elsass sowie Wald und Reben, locken frische Luft, heilende Wasser und allerlei mehr, woran Kneipp seine wahre Freude hätte. Der berühmte Wasserdoktor von Bad Wörishofen „adelte“ das Örtchen schon zu seinen Lebzeiten. Als er 1896 für einen Vortrag hier weilte, lobte er es mit den Worten:


    „Hätte ich nicht in Wörishofen begonnen, hier hätte ich es tun müssen.“

    Inzwischen ist man längst Kneippheilbad und das Prädikat Heilklimatischer Kurort lässt erkennen: Hier kann man so richtig tief durchatmen. Stimmt. Ich hab’s getan. Und nicht nur das. Ich habe zudem die fünf Kneippschen Gesundheitssäulen so zeitgemäß wie genussvoll ausgelegt.

    Wasser


    Andernorts wird das Thermalwasser abgekühlt, hier sprudelt es nur lau, aber heilsam aus der Petronella-Quelle – und wird für die Südpfalz Therme (www.suedpfalztherme.de) eben erst entsprechend temperiert. So lässt es sich in den Becken trefflich entspannen, etwa beim neuen Angebot „Aqua relax“. Oder aber man kommt ins Schwitzen, bei der mehrmals täglich angebotenen Wassergymnastik. Und Kneipp hätte wohlwollend zugesehen, wie ich nach jedem Saunagang ordentlich die kalten Wassergüsse absolviert habe. Tipp: Nach den Wellness-Paketen fragen. Die spiegeln nämlich die Pfalz wider – mit Mandel- und Rosenanwendungen oder Wellness rund um den Rebstock.

    Bewegung

    Draußen vor der Tür liegt der Kurpark und mit ihm der Einstieg in drei Nordic Walking-Strecken. Ich wähle für den Frühsport die blaue, leichte Tour, die an Erlenbach und Schwanenweiher vorbei durch das idyllische Kur-Tal führt. Mit rund vier Kilometer genau das Richtige, um in den Tag zu starten – und sich so ganz im Kneippschen Sinne ordentlich zu bewegen. Zwei längere Nordic Walking-Touren sowie zahlreiche Wanderwege bieten sich als Alternativen an. Nicht zu vergessen der erste Kneipp-Lehrpfad-Deutschlands (www.Kneippverein.Bad-Bergzabern.de). Entlang der gut anderthalbstündigen Strecke erwarten einen die fünf Gesundheits-Säulen im wahrsten Wortsinne und etliche passende Aktivitäten obendrein. Ich gestehe aber, ich selbst habe nur Teile von ihm gesehen, unter anderem aber den hübschen Kräutergarten.

    Ernährung

    Der mich zum Thema gesunde Kost bringt, denn Kneipp hätte erfreut zur Kenntnis genommen, welch köstliches Kräutermenü mir am Abend serviert wurde. Schade eigentlich, dass vergleichsweise wenige Küchenchefs einen eigenen Kräutergarten hegen. Meine Bleibe auf Zeit, das Hotel Petronella (www.Hotel-Petronella.de), hat einen und so konnte ich vom Fenster meines Hotelzimmers aus zuschauen, wie für das Abendessen allerlei für Suppe, Salat & Co geerntet wurde. Sicher, so kochen viele, aber meist aus dem Töpfchen, nicht pflückfrisch aus dem eigenen Hotelgarten! Der liegt übrigens unmittelbar am Kurpark, so dass man später gleich einen Verdauungsspaziergang machen kann. Tipp: Verweilen Sie etwas auf der Terrasse und fahren Sie mit der Hand sacht über das ein oder andere Kräutlein. Herrlich, so ihre würzig-ätherischen Wohlgerüche einzufangen.

    Balance

    Es sei denn, man hat noch eine Verabredung, dann gilt es, dies zu vertagen. Meine heißt Viktoria und erwartet mich zur Thai-Yoga-Massage. Während ihre Hände mal sanft streicheln, dann fest kneten, mal Akupressurpunkte stimulieren, dann wieder Muskeln dehnen, stelle ich fest, dass ich wunderbar entspanne. Und habe die wohlige Erkenntnis, dass gerade alles irgendwie in Ordnung kommt… so soll’s sein. Und bei Ordnung – oder Balance – lässt Kneipp schon wieder grüßen. Wenngleich ich mir sicher bin, dass der Pastor damit wohl eher innere Einkehr und Achtsamkeit als Wohlfühl-Massagen gemeint hat. Doch auch das ist möglich, sogar während einer Stadtführung. In der Martinskirche etwa. Hier wurde die von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochene Edith Stein 1922 getauft. Es lohnt sich, ein Weilchen den schlichten Bau auf sich wirken zu lassen, um dort die dezenten Anspielungen auf Steins jüdische Wurzeln zu erkennen.

    Heilpflanzen

    Aber wir sind von einem Thema abgekommen, den Kräutern und ihrer oft heilsamen Wirkung. Innerlich wie äußerlich. Kein Wunder, dass Pflanzen ein wichtiges Element der Kneippschen Gesundheits-Philosophie sind. Ein großer Verehrer der Aloe Vera soll er gewesen sein, wusste ihre entschlackende und entgiftende Wirkung zu schätzen. Und wäre bestimmt erstaunt, wie zahlreich man ihr im Bad Bergzaberner Land begegnet: Genauer gesagt im Kakteenland in Steinfeld (www.kakteenland.de), wo seit zwei Jahren das Deutsche Aloe Vera Zentrum zu Hause ist (www.Deutsches-Aloe-Vera-Zentrum.de). Wer von Großmutters Fensterbank her die Erste-Hilfe-Pflanze nicht kennt, so wie ich, der fährt mit viel neu erworbenem Wissen nach Hause. Und einem Aloe Vera-Topf, mindestens!

    Meiner erinnert mich so immer an meine Kneippsche Auszeit in Bad Bergzabern. Und wenn ich ein Blatt ernte, dann vor allem, um mir einen Aloe Cocktail zu schnippeln, der prima das Immunsystem stärkt… Und schon bin ich auch im Alltag nah bei Kneipp, denn „vorbeugen ist besser als heilen“.

    Reiseanlässe

    Kleine Auswahl gefällig? Die Mandelblüte ab Ende Februar lässt schon erahnen, der Frühling zieht hier früher ins Land. Den Rosen, im Weinberg als Frühwarnsystem gegen den Mehltau eingesetzt, sind die Rosentage im Juni gewidmet. Und im Oktober locken die Weinfeste, wo der „Neue“ die Runde macht – und Pilze und „Keschde“, Esskastanien, die Speisekarten bereichern.

    Reiseinformationen


    Auf www.bad-bergzaberner-land.de findet man alles rund um Bad Bergzabern und die Südliche Weinstraße, wo nicht nur Wein, Wellness und Wandern locken. Tipp: Den „kleinen Grenzverkehr“ nutzen! Das Deutsche Weintor in Schweigen-Rechtenbach ist nämlich offen nach beiden Seiten – zur Pfalz ebenso wie zum nahen Elsass hin.
    Autorin: Sonja Sahmer

    Textveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Gesunde Medizin