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Gast1019
Whiplash
Hallo zusammen,
wie würdet ihr jemanden mit einem Whiplash Syndrom (Schleudertrauma) untersuchen?? Aktiv,passiv, widerstand??? Bei der passiven Untersuchung bin ich mir nicht ganz sicher.
Gibt es da auch noch mehr tests die man durchführen kann?
Gruß Sonja
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APM
Hallo physio81,
nach einem Schleudertrauma kann und sollte selbstverständlich aktiv und passiv untersucht werden (Ausnahme sind natürlich Frakturen). Man möchte als Therapeut doch wissen in wie weit welche Strukturen betroffen sind.
Was benötigst du denn für Informationen, um einen Patienten nach Schleudertrauma zu behandeln?
Wofür möchtest du welche Widerstandstests machen (an was denkst du da)?
Gruß von susn
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Gast1019
Für eine Behandlung muss ich natürlich wissen in wie weit und welche Strukturen im Hals verletzt wurden.
Das aber lässt sich allein durch eine aktive Untersuchung nicht feststellen, da die meisten Patienten sich durch ihren Schmerz garnicht trauen zu bewegen, und so auch nicht die eigentliche Bewegungsgrenze erreichen. Mit einer passiven Untersuchung würde ich dann Verletzungen der HWS ausschließen, und schauen ob noch weiter bewegt werden kann als bei den aktiven Tests (auch passive Stabilität von Bändern und Kapsel).
Widerstandstests würde ich an Rotatoren, Flexoren,Extensoren und lateroflexoren durchführen um einen Eindruck von Stabilität und noch anwesende Kraft der Muskeln zu bekommen.
Allerdings weiß ich nicht ob das so einfach ist, da noch Schmerzen anwesend sind.
Bei einer Behandlung stände bei mir erstmal ein ein Gesüräch im Vordergrund, worin ich dem Patienten auslegen würde das keine sttrukturellen Abweichungen zu finden sind, und das durch Bewegungen des Halses auch nichts weiter kaputt gehen kann, das es sogar ratsam ist um zu bewegen damit die Muskeln wieder entspannen können.
Entspannungs (Dehn-)-und später Kraftübungen würde ich hier raten, natürlich aufbauend auf die Belstbarkeit des Patienten, von der ich durch die Widerstandstests einen Eindruck bekommen habe.
Was ist Deine Meinung dazu???
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APM
Hallo physio81,
genau, ausgehend davon, dass das Trauma so groß war, dass
Ligamente und Kapseln in der HWS überdehnt worden sind, macht der Patient keine endgradigen Bewegungen. Das siehst du bei der aktiven Funktionsuntersuchung. Da bei endgradiger Bewegung eben Ligamente (Ligg. Alaria, Lig. Nuchae, Lig. Transversum) unter Dehnung geraten, solltest du segmental passiv austesten, ob diese Ligamente wirklich betroffen sind. Dafür gibt es spezielle Stabilitätstests.
Welche Gelenkkapseln betroffen sind sollte ebenfalls passiv segmental ausgetestet werden.
Durch Überdehnung der Ligg. und der Muskulatur während des Traumas ergibt sich der Hypertonus der Muskulatur reflektorisch. Da wirst du wahrscheinlich keine wirklich verwertbare Aussage über die Muskelkraft bei den Widerstandstests bekommen.
Durch das endgradige Bewegen des Halses/Kopfes gehen zwar dann keine Strukturen kaputt, der Dehnreiz auf betroffene Ligg., Kapseln und Muskeln wird aber der Heilung dieser Strukturen in der Akutphase nicht förderlich sein.
Da in der hochzervikalen Wirbelsäule Ligg., Kapseln und Muskeln die nozisensorische Versorgung besonders hoch ist, werden hier Dehnreize besonders stark wahrgenommen. Deshalb in der Akutphase nicht in den Schmerz hinein bewegen lassen und nicht in den Schmerz hinein dehnen, das würde reflektorisch nur eine Spannungszunahme der Muskulatur bewirken, und den evtl. referred Pain verstärken.
Wichtig wäre wohl auch den CTÜ und die BWS auf Blockierungen zu untersuchen und diese dann zu behandeln, um dem Patienten "Kompensationsmuster" für die eingeschränkte Beweglichkeit der cervikalen Wirbelsäule zu ermöglichen, und um sympathische Raktionen nicht noch zu verstärken.
Die Idee der Aufklärung des Patienten ist sehr gut. Ich würde da aber den Schwerpunkt auf das neuroreflektorische Geschehen legen. Damit dem Patienten klar wird, dass seine Schmerzen richtig und wichtig sind, und eine Heilung der betroffenen Strukturen seine Zeit braucht.
Ein zu starkes Detonisieren der Muskulatur kann vor allem in der Akutphase "in die Hose gehen", weil, wenn die Ligamente nicht mehr genug Stabilität geben, nur noch der Hypertonuns der Muskulatur die Stabilität gibt.
Ansonsten kann man in der Akutphase gut stabilisierende Übungen ohne große Bewegungsausschläge der HWS durchführen, eventuelle Widerstände behutsam setzen, die HWS vorher in schmerzfreier Haltung einstellen und evtl. in leichter Lordose unterlagern.
Wichtig vor jeglichen Behandlung ist auf jeden Fall ein Rö-Bild beim Orthopäden um Frakturen und Fissuren auszuschließen.
Gruß von susn
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Gast1019
Wenn es nicht ratsam ist Muskeln, Bänder und Kapseln während der Untersuchung zu dehnen und sie damit auch gleichzeitig zu provozieren, wie ist es dann möglich zu einer guten Diagnose zu kommen?
Gehe ich richtig in der Annahme, das passive tests für die Untersuchung der passiven Stbilität von Bändern und Kapseln wichtig sind?
Wie ist es möglich (außer durch eine Röntgenuntersuchung) ernste Verletzungen (zB.Trauma) auszuschließen?
Der Patient wird wohl bei der aktiven sowie bei der passiven Untersuchung keine endgradigen Bewegungen (durch den Schmerz) erreichen...
Worauf baut man die Behandlung auf?
Sind Deiner Meinung nach Stabilitätsübungen wichtiger als Dehnübungen?
Gruß Sonja
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APM
Hallo Sonja,
vor jeder Therapie steht die Diagnose. Um eine zutreffende Diagnose zu erhalten muss ein Befund gemacht werden, d.h. der Patient muss untersucht werden, d.h. dass bestimmte Strukturen ausgetestet werden müssen.
Ein Patient nach Whiplash-Trauma, bei dem der Kopf sowohl nach ventral als auch nach dorsal geschleudert wurde, hatte ein Trauma, das steht fest.
Ein Whiplash-Trauma zieht eine wie auch immer geartete Instabilität mit sich, da bei diesem Trauma aktive und passive Strukturen überdehnt worden sind.
Die Frage ist nun, wie groß die Läsionen sind, die der Patient davongetragen hat. Das kann nur eine leichte Überdehnung von Ligg. vorliegen, oder eine ligamentäre Instabilität (z.b. Lig. Transversum), oder ein Bruch z.b. des Dens Axis, etc. Je nach dem Ausmaß und Lokalisation wird der Patient auch unterschiedliche Beschwerden angeben.
Da jedes Gewebe eine ihm eigene Heilungsdauer hat, sollte die Behandlung je nach verletzter Struktur sehr unterschiedlich sein. Und hier sind wir wieder beim Befund angekommen. Möchtest du also wissen, ob eine ligamentäre Instabilität des Lig. Transversum besteht? Würdest du dann dehnen?
Auch ist die Frage in welcher Heilungsphase sich der Patient gerade befindet (hatte er das Trauma vor 2 Tagen oder vor 4 Monaten).
Beim Testen während der Untersuchung (man braucht ja nicht mit 150 Kilo Kraft wild am Kopf zerren) wird ein Dehnreiz provoziert, deshalb heißen diese Tests Provokationstests. Wenn du dadurch aber eine Diagnose erhälst, dem Patienten darauf abgestellte Verhaltensregeln mitgeben kannst, die geschädigten Strukturen in der Akutphase während der Behandlung schonst und zur rechten Zeit wieder belastest, wirst du einen besseren Therapieerfolg haben, als wenn du nicht austestest und nach 0-8-15-Schema behandelst.
Wenn es nicht ratsam ist Muskeln, Bänder und Kapseln während der Untersuchung zu dehnen und sie damit auch gleichzeitig zu provozieren, wie ist es dann möglich zu einer guten Diagnose zu kommen?
In der Untersuchung also ist ein Dehnreiz vertretbar, in der Behandlung erst zur rechten Zeit.
Gehe ich richtig in der Annahme, das passive tests für die Untersuchung der passiven Stbilität von Bändern und Kapseln wichtig sind?
Ja.
Wie ist es möglich (außer durch eine Röntgenuntersuchung) ernste Verletzungen (z.b. Trauma) auszuschließen?
Nicht jedes Trauma ergibt eine ernste Verletzung. Frakturen und Fissuren sind nur durch Röntgen mit Sicherheit auszuschließen. Weichteile können manuell ausgetestet oder durch bildgebende Verfahren (CT, MRT) dargestellt werden.
Worauf baut man die Behandlung auf?
Auf deinen Befund.
Sind Deiner Meinung nach Stabilitätsübungen wichtiger als Dehnübungen?
Das kommt auf die Heilungsphase an, in der der Patient sich befindet. Und auf meinen Befund.
Gruß von susn
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Gast1019
Möchtest du also wissen, ob eine ligamentäre Instabilität des Lig. Transversum besteht? Würdest du dann dehnen?
Nein, würde ich in der Behandlung nicht machen. Hier würde ich zu Anfang (in der akuten Phase) Ruhe und Schonung der Strukturen empfehlen. Später dann Stabilitätsübungen für die aktiven Strukturen (?)
Kann man einen Riss eines Bandes durch eine passieve Untersuchung (flexion,extension,rotation,lateroflexion) erkennen?
Ist hier der Bewegungausschlag größer als normal?
Können hier die aktiven Strukturen auch vor den passiven Strukturen auf Spannung kommen, so das eine Diagnose bzgl.der Bänder erschwert wird?
Danke für Deine Hilfe!
Gruß Sonja
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APM
Hallo Sonja,
bei einer ligamentären Instabilität werden wir in der Akutphase also nicht dehnen, der Patient wird eine Halskrawatte bekommen und soll den Nacken vor Bewegung schonen.
Einige Tage nach dem Trauma kann dann (je nach Befund) schon mit Stabilitätsübungen für die aktiven Strukturen für die Muskulatur begonnen werden.
Kein Muskel kann im hochzervikalen Bereich ein z.b. laxes Lig. Transversum kompensieren!
Durch Povokationstests kann man durchaus einen Bänderriss austesten (geht am Fuss doch auch). Je nach Band sehen die Provokationstest natürlich unterschiedlich aus.
Der Bewegungsausschlag würde theoretisch größer sein, da aber das Myelon bei z.b. einem Riss des Lig. Transversum bei einer Flexion des Kopfes (= Extension C0-C2 = Dens Axis geht nach dorsal Richtung Myelon) sehr schnell Kompression durch den Dens Axis bekommt, wirst du vor einem größeren Bewegungsausschlag schon entsprechende Symptome bekommen und daher gar nicht "endgradig" bewegen können.
Können hier die aktiven Strukturen auch vor den passiven Strukturen auf Spannung kommen, so das eine Diagnose bzgl.der Bänder erschwert wird? Nein, denn die Stabilität in der hochcervikalen WS ergibt sich viel mehr durch die Bänder, als durch die Muskulatur. D.h. die Bänder kommen vor den Muskeln auf Spannung.
Gruß von susn
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