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APM
Schwindel & Übelkeit
Hallo,
ich würde euch gerne mal den Fall einer neuen Patientin von mir vorstellen und euch um eure Meinungen dazu bitten:
Die Patientin ist 67 Jahre alt, verheiratet, Rentnerin, keine bekannten systemischen Erkrankungen, neigt zu niedrigem Blutdruck, seit Jahren wegen rez. Schulter-Nacken-Schmerzen in PT-Behandlung.
Ihre jetzigen Beschwerden sind seit ca. 2 Monaten vorhanden:
nachts im Bett Schwindel, verbunden mit heftiger Übelkeit, Schwindel bleibt nach dem Aufstehen für ca. 1 Stunde bestehen,
nach dem Aufstehen muss sie sofort auf Toilette und hat Durchfall. Die Übelkeit kommt von unterm Sternum Höhe Th6 und zieht medial hoch in den Kehlkopf. Erst nach dem Stuhlgang bessern sich Übelkeit und Schwindel, halten aber noch ca. 1 Stunde an.
Die Übelkeit tritt auch tagsüber auf, vor allem nach längerem Gehen, der Schwindel tritt tagsüber manchmal in Rückenlage auf.
Die Patientin klagt weiterhin über anhaltende Schmerzen mit Hyperalgesie und Schwellung im Bereich der Fossa subclavicularis major links, Brennen und Trockenheit beider Augen, ein manchmal spontan auftretendes "komisches" nicht lokalisierbares Gefühl im ganzen linken Arm (keine Taubheit).
Die Patientin berichtet über einen Linksdrall, den ich aber noch nicht an ihr beobachtet habe.
Weitere, schon seit Jahren rezid. Symptome:
Physische und psychische Belastung lösen Nackenschmerz (N. Occipitalis major) und Steifheitsgefühl hochcervical und in Höhe TLÜ aus.
Nach längerem Gehen tritt ein Schmerz unter dem Schulterblatt in Höhe TH8 auf.
Die Patientin ist allgemein etwas aufgeregt, aber nicht ängstlich, sie schildert ihre Symptome nicht übertrieben, hat keine Lust mehr von Arzt zu Arzt zu gehen, und leidet vor allem unter der Übelkeit.
Bisherige ärztliche Therapie seit dem Schwindel:
Voltaren, Musaril, durchblutungsverbessernde Infusionen, Schröpfen, Magnetfeldtherapie, Akupunktur. Alles hat nichts gebracht, Akupunktur und Schröpfen verschlimmert die Übelkeit und haben 2 x eine heftige Übelkeits-Schwindelattacken ausgelöst.
Bisherige Untersuchungen alle o.B.:
Cardiologie (Belastungs EKG, Sonographie Carotis und Herz), HNO, Neurologe (CT Kopf + HWS, CT und MRT Bereich 1. Rippe-Clavicula), Orthopäde (Rö HWS).
Keine offenen Verdachtsdiagnosen.
Körperlicher Befund:
ausgeprägte hypomobile BWS-Kyphose, eingeschränkte Rot. TLÜ, C5/C6 hypermobil, muskuläre Blockierung C1/C2 rechts, Blockierung C0/C1 links, hypertone Scaleni links, stark verkürzter Pectoralis maj.+min, verkürzte kurze Nackenmuskulatur (C0-C2).
Provokationen:
Der Schwindel lässt sich durch Kopfbewegungen im Sitzen/Stehen nicht auslösen.
Rückenlage mit angestelltem Kopfteil löst manchmal nach ca. 5 Minuten die Übelkeit mit nachfolgendem Schwindel auf, Kopfteil flachgestellt macht nur manchmal, und wenn erst nach 10 Minuten Übelkeit mit nachfolgendem Schwindel. Orthostatische Tests negativ.
Neurologie:
Keine patholog. Reflexe, alle Reflexe o.B., linker Arm insgesamt schlechte Ausdauerkraft, Unterberger Tretversuch negativ.
Kann jemand sich, vor allem auf die Übelkeit und den Schwindel, einen Reim machen?
Gruß von susn
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Gast2333
Schwindel?
Hallo Susn,
schick die Frau doch mal zu einem Internisten, der Leber und Galle, vielleicht zusätzlich den Magen untersuchen kann.
Die geschilderte Symptomatik könnte durchaus auf eine Problematik Leber, Galle, hindeuten.
Gruß Andreas
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APM
Hallo Andreas,
vor 2 Monaten wurde internistisch ein kompletter Check-up gemacht. Resultat: alle Blutwerte bestens, bis auf die Cholesterinwerte, die seit Jahren über 300 liegen. Der Arzt riet aber von einer medikamentösen Therapie ab, da die Patientin keine weiteren Risikofaktoren hat.
Welche der geschilderten Symptome lassen dich an Leber-Gallenblase-Magen denken?
Gruß von susn
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Gast1815
Hallo Susn,
habe eine Pat.,die das gleiche gehabt hat, wie später herausgestellt hat,lit sie an eine Depression.
Pflanzliche Medikation von Arzt für Naturheilkunde hat geholfen.
Vorher lief sie von einem zum anderen Arzt und die allesamt sie anschließend zum Psychilogen geschickt und gesagt sie bildet sich was ein.
So kann auch gehen.
Grüß
Elisa
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Gast2333
Charakteristisch für Lebererkrankungen sind Restriktionen der BWS T7-T10, Mobilitätsdefizit des costovertebralen Bereichs. Probleme C4/C5. Wobei sich hier Gallenprobleme typischerweise eher linksseitig finden lassen. Durch die faszialen Strukturen, Leber-Zwerchfell und Pleura, Pleura- HWS und Rippen. Hierüber kann sich eine Reizung auf den Plexus cervicalis, dito brachialis mit den jeweiligen Faszien manifestieren.
Typisch für Leber wäre auch noch eine Periarthritis des Schultergelenkes.
Bei Gallenproblematik sind die Symptome ähnlich, nur eben eher linksseitig manifestiert. Ursachen hierfür gibt es viele. Traumata, Essgewohnheiten, hormonelle Aspekte (gerade bei Frauen), durchgestandene Lebererkrankungen (Hepatitis), na ja usw. Bei der Galle, Gallensteine, Abflußprobleme, usw.
Susn, diese Bluttest zeigen leider ja nur, sagen wir mal die Funktionstauglichkeit als "Chemiefabrik", geben aber leider keinen Aufschluß über die Haltestrukturen der Organe. Die Leber ist ja z. Bsp. federartig aufgehängt, gibt es hier eine Störung, also einen Dauerzug praktisch auf alle angrenzenden Strukturen, weil die Leber nich "zurückfedert", so kann das durchaus viele Problem auslösen. z.Bsp. die oben geschilderten.
Beobachte mal genau die Atmung der Patientin, mehr linksbetont mehr rechts oder normal, mehr Bauchatmung oder eher wenig. Sieh Dir mal die mm. intertransversarii an.
Es gibt eine Testmöglichkeit, zur Überprüfung Leber/ Niere Schulter.
Patient im Sitz, re. Arm ABD und AR, dann hebe die Leber leicht an, sollte hier eine deutlich Bewegungssteigerung möglich sein, Bingo Leber oder anhängende Niere.
Bei Verdacht auf parietal, setzt mal einen Inhibitionspunkt auf den processus transversus des eingeschränkten Wirbels, um dann zu sehen, mehr Beweglichkeit oder nicht. bei mehr, dann eher Verdacht auf HWS Problematik, die wiederrum aber auch reflektorisch sein kann.
Also es gibt viele Möglichkeiten.
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Testen
Gruß Andreas
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APM
Hallo Andreas,
1000 Dank für deine Antwort!
Wie könnte über Reizung des Plexus Cervicalis über Leber/Gallenblase der Symptomenkomplex Übelkeit/Schwindel erklärt werden? Denkst du da an den N. Vagus? Eine Reizung des N. Vagus würde zumindest den Durchfall erklären können...
Wünsche dir noch einen schönen sonnigen Samstag,
Gruß von susn
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Gast2333
Hallo Susn,
Sorry, hatte ich vergessen. Volltreffer.
Direkte Reizung nn vagus und phrenicus möglich.
Andere Möglichkeit, hatte bloß keine Zeit vorhin noch näher darauf einzugehen, die Einschränkung im Atlantooccipitalbereich. Kann sowohl Ursache, als auch Folge sein.
Symptome wären ähnlich.
Vielleicht ein bißchen Mobilisation könnte unter Umständen schon ein schönes Ergebnis bringen.
Dir auch ein schönes WE
Gruß Andreas
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APM
Hallo Merlin,
nee, das glaube ich nun nicht, dass eine Einschränkung im Atlantooccipitalbereich die geschilderten Symptome machen kann. Denn ein vertebrogener Schwindel ist nur von kurzer Dauer und bewegungsabhängig. Die Mobilisation C0/C2 hat übrigens auch keine Besserung der Beschwerden gebracht.
Kannst du mir kurz erklären, wie die Reizung des N. Vagus (Phrenicus) eine Übelkeit mit Schwindel auslösen kann?
Danke schon mal,
Gruß von susn
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Gast2333
Hallo Susn,
mache ich am Montag, wird vielleicht etwas länger und momentan schwitze ich mich gerade auf 50kg von vormals 96.
Muß jetzt hier schleunigst raus, ehe ich mich völlig auflöse.
Hat alles mit den faszialen, nervalen und ligamentären Verbindungen der Organe untereinander zu tun, der weiterführenden parietalen Auswirkungen und/oder umgekehrt. Das ist schon ziemlich komplex.
Nicht böse sein, also spätesten Montag abend.
Gruß Andreas
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K.F.
Hallo Susn, Hallo Andreas!
Es ist die Frage, ob die Störung des N. Vagus die Beschwerden auslöst, oder ob ein anderer Grund Schwindel, Übelkeit UND vagae Reaktionen bedingen.
Nehmen wir eine Abflußstörung im Schädel als Ursache:
N. Vagus und V. jugulare treten aus der gleichen Öffnung aus dem Schädel aus. So wäre eine direkte Reizung des Vagus möglich. Auch die beschrieben Symptome wie Übelkeit und Schwindel wären hier zu erklären.
Du schreibst, dass es zu einer Schwellung subclaviculär kommt, könnte es sein, dass der M. omohoideus die Jugularis nicht öffnen lässt. Der Vagus läuft mit der Jugularis am M. omohoideus vorbei. Leider kann ich nicht sagen, ob dieser Muskel den Vagus irritieren kann.
Du beschreibst, dass deine Patientin nicht mit hochgestelltem Kopfteil liegen kann, wo ist denn der Scheitelpunkt der Beugung in diesem Fall?
Ist es möglich, dass z.B. eine Hypertrophie der Schilddrüse in Kombination mit einer längeren (ungünstigen Inclination) die Gefäße komprimieren?
Ich würde vorschlagen, dass du aus der Craniotherapie die Mobilisation vom Foramen jugulare machst und eine Mobilisation des gesamten faszialen Bereiches des vorderen Hals und Schultergebietes mal ausprobierst.
Vielleicht weiß Andreas noch etwas mehr
Halte uns auf dem laufenden...
Liebe Grüße an alle...
Klaus
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APM
Hallo Klaus,
Ich war 5 Tage weg und habe deshalb erst gerade deine Antwort gelesen. Vielen Dank, das war schon mal eine hilfreiche Idee!
Ich kenne mich aber leider mit osteopathischen Behandlungstechniken überhaupt nicht aus. "Mobilisation vom Foramen jugulare ??? Mobilisation des gesamten faszialen Bereiches des vorderen Hals und Schultergebietes ???"
Kann man eine Abflussstörung der V. Jugulare ärztlich untersuchen lassen? Wenn ja wie und wo?
Der Scheitelpunkt der Beugung beim Auslösen der Syptomatik liegt mittcervical. Eine Hypertrophie der Schilddrüse ist untersucht und ausgeschlossen.
Gruß von susn
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