-
Gast1694
Tinnitus und Nackenschmerzen
Hallo,
ich bin neu hier und hoffe jedoch hier einige tips zu finden.
seit ende märz 05 habe unter einem wechselhaften ton im linken ohr zu leiden.
der ton wird mal lauter, mal leiser und verändert auch die tonhöhe (i.d.r. ist es ein recht hoher ton). der arzt schob es zunächst auf stress, da ich mitten im umzug steckte. er verschrieb mir ein ginko-präparat.
als dies keine besserung brachte, ging ich erneut zum arzt und habe das für tinnitus übliche programm erhalten- infusionen und blutverdünnente tabletten. dies brachte keine deutliche besserung. das ohr selber ist 100% in ordnung und mein arzt versteht es selber nicht, dass ich töne höre.
zeitgleich, kurz nach auftreten des tinnitus, verspürte ich einen leichten druck im nacken.
mein hno arzt überwies mich zusätzlich zum orthopäden um eine evtl. hws syndrom abzuklären. das röntgenbild war ohne befund. auch die beweglichkeit der hws ist in ordnung.
nach und nach wurden die schmerzen im nacken schlimmer und schlimmer.
vor drei wochen ging ich erneut zum arzt und schilderte folgende probleme.
-schmerzen im nackenbereich (bis hin zum kopfansatz)
-teilweise blitzartiger schmerz vom nacken bis in die stirn (beidseitig)
-teilweise kribbeln zwischen den fusszehen im linken fuss.
-teilweise gänsehautmässiges gefühl vom linken oberschenkel bis zur wade.
-teilweise ohrgeräusche rechts (nicht lang anhaltend)
er verschrieb mir musaril- ein muskelrelaxanz.
zuerst wurde es besser. nach dem dritten oder vierten tag der einnahme kam der schmerz jedoch langsam wieder. insgesamt habe ich musaril ca. 10 tage genommen (und mich dabei jedesmal wie in einer anderen welt gefühlt!!!).
als ich erneut zum arzt ging, überwies der mich zur ct. diese ist jedoch erst in 5 wochen (gesetzlich versichert, was soll man machen!).
weiterhin verschrieb er mir diclofenac.
auch die habe ich ca. jetzt sein 7 tagen genommen. auch hier schien es zunächst so, dass die schmerzen besser wurden. seit drei tagen kommt der schmerz jedoch langsam wieder und ich habe auch das gefühl, dass der tinnitus lauter geworden ist.
kann mir irgendjemand vielleicht sagen, was das sein kann? oder mit ein paar tips geben?
vielen dank im voraus!!!
-
APM
Hallo,
die Gründe für das Entstehen eines Tinitus können vielfältiger Natur sein.
Meistens handelt es sich um eine Durchblutungsstörung der Gehöhrnerven des Innenohres. Ein Nerv, der richtig funktionieren soll, ist auf eine ausreichende Durchblutung angewiesen. Bei Unterversorgung mit Blut wird ein Nerv empfindlicher, je weniger Blut, desto empfindlicher, erst ab einer kritischen Grenze kann der Nerv gar keine Reize mehr weiterleiten.
Beispiel „Eingeschlafenes Bein“.
Wenn das Bein anfängt einzuschlafen (= der Beinnerv bekommt zuwenig Blut) bemerkt man zu Beginn ein Kribbeln, obwohl ja gar nichts da ist, was am Bein kribbeln könnte = der Nerv wird empfindlicher und meldet falsche Empfindungen. Bekommt der Nerv noch weniger Blut fängt das Bein an zu schmerzen, dauert die Unterversorgung weiter an wird das Bein taub = der Nerv meldet nichts mehr weiter.
Beispiel Tinitus:
bei geringer Durchblutungsstörung hört man Töne = der Nerv meldet falsche Empfindungen. Sinkt die Durchblutung kann der Ton lauter werden (ein Hörnerv kann ja schließlich „nur“ hören und keine Tastempfindungen wie das Kribbeln im Bein verarbeiten).
Gründe für die Minderdurchblutung können vielseitig sein, Diabetes mellitus, (Arteriosklerose) Blutdruckstörungen, Stress und Schmerzen (führt über andauernde Ausschüttung von Stresshormonen und anderen Neurotransmittern zu einer Engstellung der Arterien), Entzündungen im Kopfbereich, und noch hundert andere Erkrankungen.
Ein Zusammenhang zwischen hochcervicalen Schmerzen und Tinitus ist auf jeden Fall auch möglich:
bei anhaltenden Schmerzen im Nackenbereich wird das sympathische Nervensystem (vegetatives, unbewusstes Nervensystem) für den Kopfbereich aktiviert, was wiederum zu einer Vasokonstriktion (Engstellung) der Arterien des Innenohres führen kann.
Deine Schmerzen im Hinterkopf (über Nervus occipitalis major) und auf der Stirn (über Nervus ophthalmicus) deuten auf eine Dysfunktion im Bereich von Kopf/erstem/zweiten Halswirbel.
Eine solche Dysfunktion lässt sich in einer statischen Darstellung wie einer Röntgenaufnahme nicht erkennen. Der physische und psychische Stressfaktor als Auslöser oder zumindest Verstärker sind bei Tintitus immer zu bedenken !!!
Das Kribbeln in den Fußzehen
(in welchen Zehen eigentlich?) und die Gänsehaut sind eine Geschichte die sich wahrscheinlich in deiner unteren Wirbelsäule abspielt, mit deiner Nacken-Kopfschmerz-Tinitus aber durchaus in kausalem Zusammenhang stehen kann. Vielleicht wendest du dich mal an einen anderen Orthopäden, oder gehst mit ärztlicher Verordnung zu einem guten Physiotherapeuten oder zu einem Osteopathen.
Ich persönlich bin ein Freund von undramatischen Lösungen und alles in allem liest sich für mich deine Symptomatik so:
Beim Umzug hast du dich ungewohnt und zu stark körperlich belastet (vielleicht war es zudem noch eine insgesamt eher schlechte Zeit für dich?), dein
- Iliosacralgelenk,
- deine untere Lendenwirbelsäule,
- und/oder deine Halswirbelsäule sind fehlbelastet worden, vielleicht danach nicht ausreichend geschont worden (verzögerter Heilungsprozess),
- mit ausreichend Stress (sympathische Dysregulation)
wird dann so eine Geschichte draus wie bei dir. Das sit nur eine mir nach deiner Schilderung naheliegend erscheinende Vermutung ohne Anspruch auf Richtigkeit!
Mein Rat: tu was dran, wenn du es zur Not auch privat bezahlen musst, so kann es auf jeden Fall nicht bleiben. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Patienten ohne kompetente Hilfe aus diesem Symptomenkomplex nicht mehr raus kommen. Es besteht bestimmt kein Grund in Panik zu verfallen, aber tu was dran!
Gruß von susn
-
Gast1694
Besten Dank!!!!
Hallo Susn,
Vielen Dank für Deinen Beitrag.
Ich bin zurzeit in Orthopädischer Behandlung und der Umzug hielt sich – zumindest körperlich – absolut im Rahmen. Weiterhin gehe ich wieder regelmäßig seit knapp 1 ½ Jahren ca. 2x die Woche ins Fitness-Studio.
Ich war am vergangenen Freitag noch mal beim Orthopäden.
Er sagte auch, dass mein Kribbeln (im linken Bein zwischen dem Grossen und dem angrenzenden Zeh), eine Geschichte des unteren Rückenbereichs ist. Er hat mir nun Mydocalm verschrieben, 9 kleine Akkupunkturnadeln im Nacken verpasst und mir Krankengymnastik verschrieben. Dass der Tinnitus dabei eine Rolle spielt, glaubt er nicht.
Ich kann es mir jedoch nicht anders vorstellen!
Ich kann mich noch genau an den Zeitraum beim Auftreten des Tinnitus erinnern.
Ich musste Lachen und habe dabei leicht seitlich und nach hinten versetzt, den Kopf gedreht und seitdem ist es nicht mehr weggegangen.
Ich denke aber, dass die MRT (Stenose, Nervenkompression und Verdacht auf HWS), klarheit schaffen wird.
Nochmals vielen Dank für den Beitrag der mir aufjedenfall hilft, einiges mehr zu verstehen.
Viele Grüsse
caetwiesel
Ähnliche Themen zu Tinnitus und Nackenschmerzen
-
Von Butterfly im Forum Physiotherapie - TherapiemethodenAntworten: 2Letzter Beitrag: 23.03.2007, 10:24
-
Von Nici2004 im Forum Physiotherapie - Patienten ForumAntworten: 1Letzter Beitrag: 01.03.2007, 14:34
-
Von Schnubbelschen im Forum Physiotherapie - Patienten ForumAntworten: 7Letzter Beitrag: 19.01.2007, 20:37
-
Von Gast560 im Forum Physiotherapie - Patienten ForumAntworten: 2Letzter Beitrag: 21.12.2005, 23:35
-
Von Gast2126 im Forum Physiotherapie - Patienten ForumAntworten: 6Letzter Beitrag: 09.11.2005, 10:27
-
Antworten: 8Letzter Beitrag: 29.04.2008, 12:52
-
Antworten: 3Letzter Beitrag: 20.04.2008, 00:51
-
Antworten: 21Letzter Beitrag: 14.12.2007, 23:16
-
Antworten: 5Letzter Beitrag: 18.11.2007, 17:58
-
Antworten: 7Letzter Beitrag: 31.10.2007, 19:55
Liebe Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, ich schreibe derzeit meine Bachelorarbeit zum Thema „Autonomieerleben und Burnout bei Physiotherapeut*innen in Deutschland“ im Studiengang...