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Gast2519
Gefühl
Ich würde wahnsinnig gern nach Abschluss der Matura die Ausbildung zum Physiotherapeuten beginnen. Meine größte Sorge ist jetzt aber, dass ich vielleicht nicht genug Gespür für dieses Beruf habe. Ich bewundere das immer wieder bei Masseuren die einem genau sagen können, dass man den linken Knöchel mal vor fünf Jahren gebrochen hat. Kann man das denn im Laufe der Ausbildung noch irgendwie erlernen, oder habt ihr diese Fähigkeit alle schon mitgebracht?
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Gast2310
Hallo Dingsda!
Nun, ich kann deine Angst verstehen. Wahrscheinlich geht es jedem am Anfang der Ausbildung so, daß man erst mal aufgeregt ist oder daran zweifelt, daß man es schafft.
An den meisten Schulen gibt es vor der Ausbildung aber ein Gespräch bzw ein Eignungstest.
Zum Einen ist dafür wirklich eine Portion angeborenes Gespür notwendig. Entweder du hast es, oder du hast es nicht. Zum Anderen kann ich dich beruhigen: ihr bekommt so viel in der Ausbildung mit, du findest deinen Bereich der dir liegt.
Wir haben damals übrigens alle unser Examen geschafft. Fang nur rechtszeitig an, dich auf die Prüfungen vorzubereiten, denn es ist unheimlich viel Stoff. Man kann es aber schaffen, so schlimm ist es nicht.
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Gast2519
Gefühl
Wow, danke für die schnelle Anwort!
Das beruhigt mich ein bisschen.
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APM
Hallo Dingsda,
sicher, der eine hat mehr, der andere weniger taktiles Talent in die Wiege gelegt bekommen. Aber einen alten Bruch zu erspüren dürfte jedem mit einigen Jahren Berufserfahrung locker gelingen.
Falls es dich beruhigt, ich selbst habe zu Beginn meiner Ausbildung noch nicht einmal das Schulterblatt sicher ertasten können, von einzelnen Muskeln ganz zu schweigen. Auch nach bestandenem 1er-Examen hatte ich immer noch ernorme Schwierigkeiten auf Anhieb einen Gelenksspalt zu finden. Das kam erst mit der Zeit und der Erfahrung.
Das Gefühl stellt sich durch ständiges Üben automatisch ein. Das ist wie beim Malen und Schreiben lernen. Hast du mal ein Kleinkind bei den ersten Malversuchen beobachtet? Man denkt, dass jeden Augenblick der Stift bricht, weil das Kleinkind noch keine Koordination und kein Gespür für den notwendigen Kraftaufwand hat. Aus diesem Grund sind die Stifte für Kinder auch so dick, dadurch lassen sie sich sicherer greifen und sind bruchsicherer.
Beim Anfassen des Körpers ist es das gleiche: zuerst wird viel Kraft aufgewendet, was dazu führt, dass man so gut wie nichts spürt. Mit der Zeit lernt man die Kraft angemessen einzusetzten und dann spürt man auch was. So ist z.B. ein leichtes Streichen über die Haut absolut ausreichend um einen oberflächlich verlaufenden Muskel als verspannt zu ertasten.
Also keine Panik, nur Mut!
Was mir viel schwieriger scheint zu erlernen ist soziale Kompetenz, also die Fähigkeit mit Menschen so umzugehen, dass sie sich angenommen und ernstgenommen fühlen. Dazu bedarf es der Fähigkeit eigene Wünsche, Vorstellungen hinten an zu stellen und sich nicht ständig selbst beweisen zu wollen, wie toll man doch ist.
Gruß von susn
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Gast2310
Das mit der sozialen Kompetenz sehe ich ähnlich, aber so schwierig ist das nicht zu erlernen.
Ich muß mir nur immer wieder die Frage stellen: Habe ich Interesse an meinem Gegenüber, suche ich nach einer Lösung für sein Problem, oder mache ich einfach nur meine Arbeit? Kranke Menschen haben dafür ein sehr feines Gespür.
Oder ich stelle mir die Frage anders: Wie würde ich in diesem Fall mit meiner Mutter reden? Wie springe ich mit meinem Bruder um, mit Freunden? Mit ähnlichen Umgangsformen gehe ich auch mit Fremden um.
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APM
Hallo Christiane,
leider ist der Umgang vieler Kinder mit ihren Eltern nicht gerade von Empathie geprägt, geschweige denn der Umgang mit ihren anderen Mitmenschen.
Auch Empathie ist einem nicht in die Wiege gelegt, sondern muss gelernt werden - und letztlich geschieht dies ausschließlich durch eigene Erfahrung von Leid, Kummer und Schmerz.
Wieviele Menschen sind gewillt sich mit diesen Gefühlen so weit auseinander zu setzen, dass sie statt zum Durchsetzen der eigenen Persönlichkeit zu Nachsicht, Verständnis und Respekt den anderen gegenüber führen?
Gruß von susn
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merlin57
Soziale Kompetenz
Soziale, menschliche Kompetenz, gutes Thema, hier könnten sich mal alle beteiligen und ihre Einstellung dazu äußern.
Respekt vor einem Kranken, Respekt vor seinen Wünschen, seinen Belangen.
Bringst Du ihm und seinem Körper den nötigen Respekt entgegen, wirst Du Dinge erfahren, die Du nicht zu erfahren gedacht hättest.
Du wirst sehen, daß der Körper Dir Geschichten erzählen wird, Dir zeigt, wo etwas nicht stimmt.
Du wirst lernen zu fühlen, zu verstehen. Wie Susn schreibt, nich der Therapeut steht im Vordergrund, sondern immer der Patient. Leider gibt es viel zu viel profilierungssüchtige und selbstverliebte Therapeuten, die nur noch Huschiwuschi machen, schnell, schnell und sich nicht die Zeit zum Verstehen geben.
Gruß Andreas
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Gast2519
Danke
Wow, danke für die vielen Antworten.
Danke APM, dein Beitrag hat mich sehr beruhigt! Derzeit arbeite ich ja leider noch als Online-Redakteure und möchte nachdem ich die Abendmatura abgeschlossen habe unbedingt die Ausbildung als Physiotherapeutin beginnen. Ich bin deshalb um jede Hilfe, Anregung, Erfahrungswerte, ... froh!
DANKE, nochmal!
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