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Sammy-w
Selbstzweifel und Schuldgefühle
Hallo,
Ich hoffe ihr könnt mir helfen!
Ich bin jetzt 1 Jahr nach meiner Ausbildung in einer Praxis tätig und eigentlich macht mir die Arbeit richtig viel Spaß, aber es gibt Momente, in denen ich mich Unwohl fühle.
Ich frage mich schon länger, ob man in unserem Beruf eigentlich Fehler machen darf!? Ist es schlimm, wenn man an bestimmte Behandlungsmethoden im richtigen Moment nicht denkt!? Manchmal fühle ich mich einfach unwissend und ärgere mich im Nachhinein, dass ich bei gewissen Patienten hätte mehr machen können. Mein Chef sagt immer, man kann nicht alles wissen und erst recht nicht nach so einer kurzen Zeit (1 Jahr Berufserfahrung)!
Darf man in unserem Beruf aus Fehlern lernen oder muss man von Anfang an perfekt sein? In anderen Berufen werden Menschen durch Fehler nicht geschädigt! Mir geht es so, dass ich Selbstzweifel und Schuldgefühle entwickel, wenn ich mir selbst vorwerfe, nicht genug getan zu haben!
Was denkt das Forum darüber? Über eine Antwort bin ich dankbar!
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Mario Schmid
Ciao Sammy
Sammy-w]Hallo,
Ich hoffe ihr könnt mir helfen!
Vorneweg, das kannst Du Dir im Endeffekt nur selber.
Ich bin jetzt 1 Jahr nach meiner Ausbildung in einer Praxis tätig und eigentlich macht mir die Arbeit richtig viel Spaß, aber es gibt Momente, in denen ich mich Unwohl fühle.
Ich frage mich schon länger, ob man in unserem Beruf eigentlich Fehler machen darf!?
Was heisst für Dich Fehler machen? Solange Du die Kontras zu einer Therapiemethode, sowie die Anwendungsrichtlinien beachtest kannst Du keine Fehler machen. Du kannst dann höchstens eine Behandlung evtl. nicht so wirkungsvoll applizieren.
Ist es schlimm, wenn man an bestimmte Behandlungsmethoden im richtigen Moment nicht denkt!?
Kennst Du das folgendes Sprichwort?
"Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr?"
Ich denke so geht uns allen immer mal wieder. Wenn man sich im Verauf des Tages seine Gedanken zu einem Patienten macht, merkt man evtl. plötzlich, dass es WAHRSCHEINLICH noch einen besseren Weg gegeben hätte.
Manchmal fühle ich mich einfach unwissend und ärgere mich im Nachhinein, dass ich bei gewissen Patienten hätte mehr machen können.
Daran werden nur Deine wachsende Erfahrung und die Zeit was ändern können.
Mein Chef sagt immer, man kann nicht alles wissen und erst recht nicht nach so einer kurzen Zeit (1 Jahr Berufserfahrung)!
Cool dieser Chef. Nutze diese Gelegenheit und lerne, lerne und lerne.
Darf man in unserem Beruf aus Fehlern lernen oder muss man von Anfang an perfekt sein?
Hast Du schon mal einen perfekten Menschen gesehen? Diese Zeit liegt noch in der ZUkunft.
In anderen Berufen werden Menschen durch Fehler nicht geschädigt! Mir geht es so, dass ich Selbstzweifel und Schuldgefühle entwickel, wenn ich mir selbst vorwerfe, nicht genug getan zu haben!
Achtung nur weil Du, Deiner Ansicht nach, nicht genug getan hast wird niemand geschädigt. Folgedessen brauchst Du auch keine Schuldgefühle zu haben.
Ich wünsche Dir in diesem spannenden Beruf weiterhin viel Freude und Spass. Wenn Du Dir das bewarst wirst Du immer mehr Erfahrungen sammeln und dadurch immer sicherer werden.
Grüsse aus der SChweiz
Mario
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Gast19704
Hallo Sammy,
kann das was der Mario geschrieben hat nur unterstreichen. Irgendwie hört es sich jedoch so an, als hättest du einen gravierenden Fehler schon gemacht, und jetzt ein schlechtes Gewissen. Wenn das so ist dann lerne daraus, wir sind alle nicht perfekt und zum dazu lernen ist man nie zu alt.
Kopf hoch, und erinner dich an deine Erfolgserlebnisse.
Gruss Gunter
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Sammy-w
Hallo,
ich danke euch sehr für eure Antworten. Ich hatte einfach das Bedürfnis, mit jemanden zu reden der diese Probleme evtl. kennt.
Ich habe keinen Fehler gemacht, oder ich weiß nicht genau, ob das ein Fehler ist.
Ich kann euch ja mal ein Beispiel nennen.
Ich habe von einem Therapeuten die Patienten übernommen, weil er die Praxis verlassen hat. Eine Patientin aus dem Pflegeheim (Diagnose: Multinfarktsyndrom) sollte ich passiv Durchbewegen, was ich auch immer getan habe (und ihr auch schmerzhaft war). Nun wurde ihr der Unterschenkel amputiert und ich ärgere mich, dass ich keine Durchblutungsfördernde Maßnahmen gemacht habe, sondern nur wie mir gesagt wurde, passiv durchbewegt habe. Ich ärgere mich, das nicht gesehen zu haben, bzw. nicht beachtet zu haben und das ich auf diese Behandlungsmethode nicht gekommen bin.
Ich weiß nicht, ob man das einen Fehler nennen kann, aber zumindest fühlt es sich doof an, ihr nicht "geholfen" zu haben.
Das Durchbewegen hat ihr immer Schmerzen gemacht, wobei ich mir da im Nachhinein auch nicht sicher bin, ob das richtig war die Patientin so zu "quälen" und ob nicht Maßnahmen geeigneter gewesen wären, die ihr evtl. geholfen hätten.
Und nun ist halt die "Angst" da, mehr Fehler zu machen, bzw. mehr Sachen zu übersehen.
Es gibt so viele schöne Momente in diesem Beruf, aber manchmal zweifel ich einfach, ob das das richtige für mich ist!
Gruß
Sammy
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Gast19704
Hallo Sammy,
es ehrt dich das du dir so Gedanken machst!
Die Amputation hättest du nicht vermeiden können, sowas kommt nicht von heut auf morgen. Nur einen Patienten "quälen" solltest du lassen. Wenn man merkt, dass ein Mensch Schmerzen hat haben wir nicht das Recht einfach weiterzumachen. Das ist meiner Meinung nach Körperverletzung. Genau wie die Massage nach der man blaue Flecken hat.
Mach dich nicht verrückt, versuch einfach dein bestes zu geben und alles ist gut.
Gruss Gunter
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Nonamestyle
Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. aber Jeder Mensch macht Fehler. Das Kunststück liegt darin, sie dann zu machen, wenn keiner zuschaut in dem sinne..kopf hoch
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Sammy-w
Danke nochmal für eure Antworten.
Es fällt mir schwer solche Dinge einfach zu vergessen oder nicht mehr darüber nachzudenken. Ich nehme die Geschichten von der Arbeit immer mit nach Hause und das will ich eigentlich nciht!
Eine Frage habe ich zu dem Thema aber noch. Ich habe die Patientin ja schon eine ganze Zeit. Das Durchbewegen kann die Durchblutungsstörung aber nicht negativ beeinflussen, oder? Ich meine, wenn es schmerzhaft ist und die Patientin gegenhält, so eine Art Isometrie!? Das führt doch nicht gleich zu einer Amputation, oder?
Ich weiß einfach nicht mehr weiter, über alles und jeden mach ich mir einen Kopf!
Ich hoffe das wird bald besser!
Auf jeden Fall werde ich jetzt nicht mehr durchbewegen, wenn es schmerzhaft ist!!!!!
Gruß
Sammy
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Splinter
Mooooment...
Hallo. Ich muss echt auch mal was dazu sagen. Auch wenn die Patientin Schmerzen hatte, hast Du alles richtig gemacht. Das mit der Körperverletzung ist Mist! Zieh Dir bloß den Schuh nicht auch noch an. Du hast auf Anweisung gehandelt, und bei solchen Patienten ist es nicht selten, dass ihre Schmerzwahrnehmung verändert ist (Siehe auch : Schmerzen verstehen, von Butler. Sehr empfehlenswert!!!). Das heißt zwar nicht, das man sowas ignorieren soll, aber man kann mit den Patienten drüber reden und die Techniken anpassen. Wenn Du es nicht getan hättest, hätte man ihr wahrscheinlich sogar eher den Schenkel entfernen müssen. Und hier ein Vorschlag: Organisier doch mal einen Stammtisch von Therapeuten. Da kann man viel lernen, und Du kannst wohl besser ein Feedback über Deine Tätigkeiten kriegen. Und geben. Und Du kannst Dich mal über Clinical Reasoning informieren. Ich vermute mal, dass hilft Dir bei Deinen Bedenken im Alltag. Es ist echt super, dass Du so bedächtig bist. Wirst mal ein Guter, aber Du musst lernen, wie Du auch mal abschaltest, sonst machst Du den Job nicht lange. Du bist dadurch kein schlechter Mensch, und Du gehst mit mehr Kraft an Deine Patienten. Glaub mir!!!
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Sammy-w
Danke
Ich danke dir, dass du dich auch noch dazu gemeldest hast. Ich werde mir deine Vorschläge zu Herzen nehmen!!!!
Das mit den Schuldgefühlen ist wirklich ein großes Problem und es wäre sicher richtig mit anderen darüber zu reden!
Danke euch allen!
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