1. Zahlungsmoral # 1
    okto8

    Zahlungsmoral

    Hallo,
    dieses Jahr ist es mit der Zahlungsmoral meiner Privatrezeptpatienten katastrophal, deshalb will ich in meine Rechnungen den Passus mit den 10 Tage Zahlungsziel und den Verzugszinsen reinbringen. Hat da jemand Erfahrungen und kann mir einen Tipp geben, ob das bei uns so zulässig ist? Danke, Schöne Weihnachten und einen guten Rutsch okto8
    Geändert von okto8 (19.12.2009 um 09:39 Uhr)

  2. Zahlungsmoral # 2
    MaG
    Hi,
    herzliches Beileid und willkommen im Club. Ich bin auch ein Opfer dieser miesen Zahlungsmoral.
    Ein Kumpel von mir macht seitdem Vorkasse. Und das geht auch. Da werde ich auch übergehen. Das kann ansonsten das ganze Geschäft ruinieren.

  3. Zahlungsmoral # 3
    JürgenK
    Hallo,
    schau mal hier:
    Ein Bericht von Gitte Härter:

    Gerade Einzelunternehmer können es sich meist nicht leisten, auf die Bezahlung ihrer Leistung zu warten: Das Unternehmen ist klein, die Kapazitäten sind beschränkt - und die wenigsten, gerade am Beginn der Selbständigkeit - haben ein dickes Bankkonto, das über schlechte Zahlungsmoral locker hinweg hilft.

    In unseren Selbstständigen-Coachings kommen immer wieder dieselben Fehler zum Vorschein:

    - die Rechnungen werden zu spät gestellt
    - das Fälligkeitsdatum wird großzügig angesetzt, wofür es keinen Grund gibt
    - es wird nicht oder erst sehr spät gemahnt
    - es werden unnötig viele Mahnungen verschickt
    - es wird Ausflüchten geglaubt



    "Ich komme nicht dazu, den Bürokram zu erledigen."

    Gerade Einzelkämpfer haben dieses Problem: Wenn die Auftragslage gut ist, setzen sie ihr ganzes Engagement in das laufende Projekt, um den Kunden zufriedenzustellen. Die ungeliebte Büroarbeit wird oft vernachlässigt.

    Abgesehen davon, dass Sie Ihr Geld sowieso erst bekommen, wenn Ihr Kunde eine Rechnung vorliegen hat, sollten Sie sich schleunigst angewöhnen, Ihre Rechnungen grundsätzlich regelmäßig zu stellen. Wenn Sie selbst tatsächlich ein Zeitproblem haben, rechnen Sie sich aus, ob es sich nicht vielleicht lohnt, für die Büroarbeit eine Aushilfe einzustellen. Die Personalkosten werden aufgewogen durch eine bessere Liquidität und ein wachsendes Bankkonto, was einen deutlichen Zuwachs an Lebensqualität bedeutet.

    Achten Sie außerdem darauf, bei größeren Projekten Teilzahlungen zu vereinbaren: Stimmen Sie mit Ihrem Kunden ab, dass und wie Sie das Projekt in einzelnen Etappen abrechnen.

    Das hat zwei Vorteile: Erstens arbeiten Sie nicht monatelang, ohne Geld überwiesen zu bekommen. Und zweitens brauchen Sie nicht zu fürchten, am Ende der Dumme zu sein, falls Ihr Kunde zahlungsunfähig werden sollte. Kürzlich einer Freiberuflerin passiert: Sie hat sieben Monate fast ausschließlich für einen Kunden gearbeitet, um am Ende zu erfahren, dass er nicht zahlen konnte.



    " ... fällig innerhalb von 30 Tagen"

    Gewöhnen Sie sich an, Ihre Rechnungen sofort fällig zu machen. Sie haben Ihren Teil des Deals erledigt: Also haben Sie jetzt Anspruch auf Ihr Geld.
    Eine Fälligkeit irgendwann in der Zukunft ist vollkommen unnötig. Denken Sie immer dran: Sie sind kein Riesenunternehmen, das Fälligkeitsspielräume zwischen vierzehn Tagen und vier Wochen (oder gar länger) einfach so verkraftet.

    Wer ständig ängstlich auf seine Kontoauszüge starrt, verliert Energie, die er viel sinnvoller investieren sollte, nämlich in seine Arbeitsleistung und -qualität.
    Ihre Rechnung ist sofort fällig. In der Regel ohne Abzug. Auch das sollten Sie auf der Rechnung erwähnen.

    Tipp: Geben Sie statt eines "innerhalb von xx Tagen" ein konkretes Datum an.



    "Ich mahne so ungern!"

    Die Angst vor der Mahnung ist ein Problem, das viele Selbstständige haben. Die Spanne der unguten Gefühle reicht von "über Geld spricht man nicht" bis hin zu "der Kunde könnte böse werden".

    Bitte seien Sie realistisch: Mittlerweile ist es leider so gut wie üblich, dass viele Firmen prinzipiell erst nach der ersten oder gar zweiten Mahnung bezahlen. Sowohl im Business-to-Business, als auch im Geschäft mit Privatkunden. Leben ist teuer geworden. Geld ist überall knapp. Da werden dann eben zuerst die Rechnungen bezahlt, die lebenswichtig sind (Miete, Strom, ...) und gleich danach die von den Unternehmen, die sich aktiv um ihre Zahlungseingänge kümmern. Wer stumm wartet und hofft, kann lange warten und hoffen.

    Drehen Sie den Spieß auch mal um: Überlegen Sie sich, wie so jemand mit seinen eigenen Rechnungen und der Zahlungsmoral anderer umgeht.
    Und wie steht es mit Ihnen: Waren Sie jemals mit jemandem böse, der Sie mahnte, weil SIE eine Rechnung nicht bezahlt hatten, obwohl sie fällig war?

    Eben!
    Also keine falsche Scheu vor Mahnungen.

    Schicken Sie nach einer angemessenen Zeit die Erinnerung hinterher. Um unsinniger Bürokratie à la "Ich habe die Rechnung nicht bekommen - schicken Sie mir bitte eine Kopie" vorzubeugen, schicken Sie als Erinnerung doch gleich eine Kopie der Rechnung mit einem Stempel oder Aufdruck "Erinnerung/1. Mahnung".



    "9. Mahnung" und anderer Unsinn

    Ich kenne ein Unternehmen, das neun Mahnungen rausschickt. Wenn es nicht so tragisch wäre, könnte ich mich darüber kaputtlachen. Was soll das denn?

    Denken Sie auch an Ihre Arbeitszeit und die damit verbundenen Kosten. Für Material, Porto, Ihre Zeit!

    Tipp: Schicken Sie eine Erinnerung (erste Mahnung). Wenn diese nicht bezahlt wird, rufen Sie persönlich bei Ihrem Kunden an oder gehen Sie dort vorbei! Haben Sie bitte keine Angst davor: Ihr Kunde ist nicht böse. Im Gegenteil: Es wird im unangenehm sein, dass er noch nicht bezahlt hat. Außerdem haben Sie eine weitere Gelegenheit, persönlich mit Ihrem Kunden in Kontakt zu treten. Und das ist immer vorteilhaft. Weil Sie so auch nach Abschluss des Auftrages weiterhin präsent sind.

    Bei Mahnungen ist es sehr wichtig, dass Sie sie möglichst persönlich formulieren. Distanzierte Businessfloskeln führen dazu, dass man denkt, die Mahnung ist ein Serienbrief. Wenn Ihr Auftraggeber jedoch sieht, dass er persönlich gemeint ist, wird er sich anders verhalten.

    Gerade Einzelunternehmer haben auch oft eine engere persönliche Beziehung zu ihren Kunden. Nutzen Sie das! Ich beispielsweise bin immer sehr fix und erledige meine Arbeit hervorragend. Darum ist es mir aber auch wichtig, dass ich meinem Geld nicht hinterherlaufen muss. Genau das sage ich auch zu meinen Kunden und Geschäftspartnern, wenn es einmal zu einer Verzögerung kommt.




    "Der Scheck ist in der Post."

    Sofern Ihnen ein Kunde erzählt, er habe einen Scheck losgeschickt oder das Geld überwiesen, fragen Sie nach Details der Zahlung. Bedanken Sie sich freundlich und fragen Sie nach der Schecknummer bzw. wann genau die Überweisung rausging (sofern Sie schon länger auf Ihr Geld warten, bitten Sie um Übersendung einer Kopie des Schecks bzw. Überweisungsträgers/Kopie des Auszugs, auf dem das Geld dem Kunden belastet wurde). Sie werden sehen, dass das für Kunden, die tatsächlich bezahlt haben, überhaupt kein Thema ist - und bei denen, die Sie angeschwindelt haben, zu plötzlicher Aktivität führt.

    Wichtig ist: Bleiben Sie freundlich. Und gehen Sie im Zweifel davon aus, dass bezahlt wurde. Es kann tatsächlich einen Zahlendreher in der Überweisung gegeben haben. Doch auch dann kann Ihnen der Kunde die Zahlung zumindest nachweisen.



    Hat Ihr Kunde Zahlungsprobleme?

    Werden Sie von einem Kunden ewig hingehalten und müssen Sie befürchten (oder wissen es vielleicht sogar), dass dieser Zahlungsengpässe hat, dann heißt es, einen Gang hochschalten und zeigen, dass Sie es Ernst meinen:

    Schreiben Sie einen Brief, in dem Sie eine letzte Zahlungsfrist von wenigen Tagen ("auf meinem Konto eingehend") setzen und sich andernfalls gezwungen sehen, einen Mahnbescheid zu beantragen. Schicken Sie diesen Brief per Einschreiben/Rückschein. Damit haben Sie nicht nur den Nachweis, dass er angekommen ist, sondern das Signal, dass Sie sich nicht hinhalten lassen, ist klar und deutlich.

    Ist die Frist verstrichen, beantragen Sie sofort am nächsten Tag einen Mahnbescheid. Formulare dafür bekommen Sie im Schreibwarenladen, Ausfüllhinweise gibt es im Internet. Ein Mahnbescheid ist auch von Laien einfach auszufüllen und beim Zentralen Mahngericht einzureichen. Er kostet nicht viel. Eine Firma, die zahlen kann, es nur bislang nicht getan hat, wird nun zahlen, wenn es nichts an Ihrer Forderung auszusetzen gibt. Bekommen Sie Ihr Geld auch dann nicht, geht der Mahnbescheid seinen Weg, so dass Sie am Ende einen vollstreckbaren Titel haben.



    Laxes Zahlungsmanagement schadet Ihrem eigenen Image

    Denken Sie dran: Wenn Sie zu lax hinter Ihrem Geld her sind, geben Sie Ihren Kunden ein klares Signal: Ihre Leistung ist nichts oder nicht so viel wert.

    Außerdem schaden Sie ganz allgemein Ihrem Image: Sind Sie ein professionelles Unternehmen - dann bitte rundum. Ein Projekt ist erst beendet, wenn beide Seiten zu aller Zufriedenheit ihre Leistungen erbracht haben. Und eine gute Zusammenarbeit mit Ihren Kunden sollte sich über das gesamte Projekt erstrecken.

    MfG
    JürgenK

  4. Zahlungsmoral # 4
    MaG
    danke Jürgen für diese Infos...
    Das ist sehr hilfreich

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