Lieber VPT,
ist in der letzten Zeit irgendwas passiert? Ist es mir entgangen? Nennt ihr euch nicht mehr „Verband physikalischer Therapie“?
Gerade habe ich mir noch mal die Seite angeschaut. Und siehe da, es steht immer noch:………..Daher ist ein wesentliches Ziel………die Sicherung der Qualität der Physiotherapie, bei gleichzeitiger Sicherung der Finanzierbarkeit.
Also, doch noch ein Verband, der meine Berufsgruppe vertritt (vertreten sollte).
Interessanterweise höre ich immer häufiger von meinen Patienten: Ich war beim Osteopathen. Meinem Rücken geht es viel besser! Ach, denke ich, und warum sind sie nicht zu mir gekommen? Ich hätte auch gerne die 90,00Euro verdient und dank meiner Ausbildung als Masseur, Physiotherapeut, etlichen Fort- bzw. Weiterbildungen, hätte ich Ihnen auch bestimmt helfen können!
Und zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass MEIN Verband die Osteopathie massiv propagiert! Die Ausbildung zum Osteopathen wird angeboten und neuerlich versucht man die Physiotherapeuten auch noch in ein weiteres anderes Berufsbild zu bringen: den Heilpraktiker
Wie ist das zu verstehen?“ Leute, Physiotherapie wird schlecht bezahlt, können wir auch nicht ändern, wir haben aber eine tolle Idee: Werdet doch alle Osteopathen, und/ oder HP!“ ??
Und siehe da: Die Praxen der Physiotherapeuten wandeln sich um in reine Privatpraxen der Osteopathie (ist ja auch wesentlich lukrativer), wo die Kassenpatienten bleiben, mit dem Krankengymnastik-Rezept …….pah……..kann uns doch egal sein, verdienen wir eh nix mit…..
Und dann lese ich in der VPT-Zeitung: Hurrraaaaaaaa……….viele Kassen übernehmen jetzt die Kosten der Osteopathie!!!!
„Ist ja toll“ denke ich, verliere ich gleich noch mehr Patienten!
Bitte?
Seht ihr nicht wo das hinführt? Ist das der richtige Weg? Oben genanntes Ziel des VPT klingt auf einmal wie Ironie! Wo werden hier meine Interessen vertreten? Ist es nicht eher so, dass MEIN Verband dabei hilft MIR Konkurrenz zu schaffen? Und dafür auch noch von mir bezahlt wird?
Die Osteopathie und auch der Heilpraktiker sind 2 Berufsbilder, die meinen großen Respekt haben, in ihrem Tun, jedoch frage ich mich, was der Verband der physikalischen Therapie damit zu tun hat (außer Gewinn über die entsprechenden Weiterbildungen).
Jetzt bin ich seit fast 20 Jahren selbstständig und die Vergütungen der Krankenkassen haben sich kaum verändert! Wohl deutlich verändert haben sich meine Nebenkosten! Ich kann mich sogar erinnern, dass der VPT eine Demo organisiert hat, nach Bonn. Danach nie wieder!
Leute, wo bleibt die Öffentlichkeitsarbeit? Wieso schauen mich meine Patienten mit großen Augen an, wenn sie hören, dass ich ca. 14 Euro für ihre Behandlung bekomme? Statt dessen werde ich ständig angemotzt, warum die Behandlung nur 20Minuten dauert? Ja weil ihre Krankenkasse nicht für mehr bezahlt! Und sein sie froh, ich arbeite immer noch im 30 Minuten Takt, weil ich immer noch dem Idealismus nachhänge ihnen eine fundierte Behandlung zu gewähren, damit es ihnen besser geht, Kollegen von mir behandeln nur noch 15 Minuten, damit auch sicher gestellt ist, dass am Monatsende noch genug da ist um die Miete zu bezahlen!
(macht in meinem Fall: 28 Euro Stundenlohn, jeder Handwerker verdient (zu Recht) das doppelte)
Was hat sich verbessert in den letzten Jahren? Mir fällt da auch bei heftigem grübeln nichts ein. Gut, es gibt da jetzt den sektoralen Hp, weil irgendwer auf die Idee kam dieses rechtlich zu fundieren, was sowieso schon jeder machte. War ja auch wieder eine gute Einnahmequelle, diese Weiterbildung. Nutzen tut sie einem nichts, man hat halt einen netten Titel. Des weiteren mussten wir auf einmal Befunde schreiben. Jeder Arzt bekommt dafür Geld, wir auch. Ein paar Cent.(und noch mehr Arbeit).
Obwohl wir rein rechtlich gar nicht ohne Rezept arbeiten dürfen, ein Physio kann ja keine Befunde erstellen……….nein da bedarf es einem Rezept vom Arzt, auf dem dann genau die Diagnose steht. Welche da häufig wären: LWS Syndrom, HWS-Syndrom usw…..ach so, lieber Patient, was das für ein Krankheitsbild ist? Hmm…ja….“ Gar keins. Es heißt in etwa: sie haben irgendwas an der Halswirbelsäule/Lendenwirbelsäule. Das rauszufinden ist dann wohl mein job.(in der Realität)
Inzwischen ist es dann so, dass der Physio das Rezept pinibelst kontrollieren muß(gerichtlich sogar festgelegt). Meine Güte, was habe ich schon Diskussionen mit Krankenkassen geführt. Ist auch nur ein Kreuzchen falsch, dann habe ich eben alle Behandlungen umsonst gemacht.
Moment mal, sagt dann der liebe Patient, das ist doch nicht ihre Schuld, wenn das Rezept nicht ordnungsgemäß ausgefüllt ist, das waren doch nicht sie.“Stimmt, ich war es nicht, aber ich bekomme dann kein Geld……….nicht einen Cent“ Daher muß ich sie bitten, das Rezept von ihrem Arzt umändern zu lassen“ „Aber mein Arzt ist doch in der Stadt und ich kann kaum noch Auto fahren, meine Tochter kommt erst nächste Woche wieder…….“sagt dann der 80jährige vor mir.
Warum verlangt niemand von einem Berufsstand, der ein 1,0 Abi voraussetzt, dass dieser in der Lage ist sich mit dem Heilmittelkatalog auseinanderzusetzen, um, du meine Güte, ein Rezept ordnungsgemäß auszufüllen???? Warum? Und warum muß ich meine Zeit darin investieren diese zu kontrollieren? Natürlich auch unbezahlt!
Die AOK teilte mir vor ca. 2 Jahren mit, dass die Heißluft nicht mehr extra vergütet wird, die sei in der Krankengymnastik enthalten. „Ach“ sagte ich. „Ok, sie vergüten mir eine Behandlungszeit von 15-20Minuten, die Heißluft ist also da mit drin? Das heißt ich mache 5 Minuten Heißluft und 10Minuten Behandlung???? Oder wie? Ich erspare hier die Ausführung was der Patient wohl davon hält. Vermutlich wird er sagen: „Die behandelt nur 10Minuten, da geh ich nie mehr hin“ Habt ihr eine Ahnung wie die Stromkosten gestiegen sind?
Ihr solltet euch wieder an euer Ziel erinnern! Meiner Auffassung nach ist es Ziel des VPT meine Berufsgruppe zu stärken, sich für sie einzusetzen und zwar mit vollem Herzen, nicht zuletzt, damit der Beruf des Physiotherapeuten nicht ausstirbt, wie es den Masseuren bereits ergangen ist! Dafür zahle ich gerne meinen Beitrag!
Mit freundlichen Grüßen
Liebe Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, ich schreibe derzeit meine Bachelorarbeit zum Thema „Autonomieerleben und Burnout bei Physiotherapeut*innen in Deutschland“ im Studiengang...