26 Jahre- Physiotherapie als zweite Ausbildung ?

[1kath]

Hallo zusammen...

ich bin neu hier und ich ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar tipps geben könnten, oder mir vielleicht sogar weiterhelft =)

Ich bin 26 Jahre alt und habe eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und BWL studiert. All das macht mich nicht glücklich....
mein großer Traum war es immer Physiotherapie zu lernen...Warum ich es nie gemacht habe? Gute Frage!
Ich würde die Physiotherapie Ausbildung gerne machen. Was mich definitiv davon abhält ist
1. die Tatsache, dass ich drei Jahre lang kein Geld verdienen werde und mich selbst finanzieren muss
Wie habt ihr euch finanziert?
2. die Tatsache, dass ich bereits 26 bin, nach Ausbildungsende 29 und dann ja auch Kinder haben möchte...bekommt man einen Job bzw. werden Physiotherapeuten immer gesucht? Ich meine: Es gibt so viele davon, weil der Beruf so beliebt ist, oder?
3. Wie finanziert man die oft angesprochenen obligatorischen Fortbildungen?
4. Mein Ziel ist in jedem Fall die Selbstständigkeit, da das Gehalt ja jetzt nicht soooo hoch ist...abgesehen davon wollte ich immer schon gerne mein eigener Herr sein...ist meine Brille dabei "zu rosarot" ? Wie sieht die Realität in der Selbstständigkeit als Physiotherapeut aus?
5. Meint ihr, dass ich nach einer eventuellen Babypause wieder gut in den Job rein finden könnte, obwohl ich dann voraussichtlich wenig Berufserfahrung habe?

Über eure Antworten würde ich mich sehr freuen =)

[alpina]

Hallo 1kath,
es ist zwar schon über einen Monat her, dass Du den Beitrag geschrieben hast, aber ich bin grade zufällig
bei Google draufgestoßen und hab mich dann kurzerhand hier im Forum registriert, weil ich Dir Mut machen will!

Ich bin auch gelernte Industriekauffrau und mach gerade mein Fachabitur und war kurz davor, einen kaufmännischen Studiengang auszuwählen. Irgendwie habe ich mich mit der Entscheidung aber nicht wohlgefühlt... Die Aussicht, mein weiteres Berufsleben hinter einem Schreibtisch zu verbringen, in den PC zu starren und mit den meisten Menschen nur über E-Mail oder Telefon zu kommunizieren bzw in langwierigen Meetings zu sitzen, motivierte mich überhaupt nicht!

Dann habe ich in mich reingehört und mich wochenlang damit auseinandergesetzt, was ich wirklich will. Durch ein Praktikum in der Ergotherapie bin ich auf die Physiotherapie gestoßen, habe mich sehr sehr viel eingelesen und mit einigen Physios gesprochen, auch ein Praktikum gemacht und dann war ich mir sicher: das isses!

Und weil ich die ganze Zweifel- und Soll ich wirklich-Phase schon hinter mir habe, will ich Dir raten: Mach es!
Schau mal, Du hast mit Deiner kaufmännischen Ausbildung und dem Studium eine solide (wenn auch langweilige, gähn ) Grundlage, auf die Du immer wieder zurückgreifen kannst!
Du schreibst selbst, dass die PhysioAusbildung immer Dein größter Wunsch war. Also schau nicht aufs Geld, sondern pack es an.
Wenn Du in nicht allzu ferner Zukunft Kinder möchtest, ist jetzt eh eine der letzten Gelegenheiten, deinen Traumberuf zu ergreifen. Hast Du dann mal 1, 2, 3 Kinderlein um Dich rum, wird das wahrscheinlich aus organisatorischen Gründen nix mehr (wobei es sicher auch möglich ist. Aber JETZT ist es einfacher.)

Ich geh jetzt noch auf Deine Fragen ein, soweit ich kann / bescheid weiß.
Meine Ausbildung geht am 1.10.14 los.
1. Ich werde auf eine staatliche Schule gehen und muss schon mal kein Schulgeld zahlen. Evtl. bekomme ich BaFöG, aber ich weiß noch nicht, wieviel. Ohne 450-€-Job wird es nicht gehen; ich weiß, dass das sicher stressig wird, aber ich werde mich ebenfalls selbstständig finanzieren und nicht meine Eltern belasten.

2. Das findest Du ganz einfach raus, wenn Du Dich im Internet auf Stellensuche begibst oder samstags Deine Heimatzeitung durchblätterst. Das hat mir noch mehr Mut gemacht, den Beruf zu ergreifen, bei uns sind nämlich jede Woche mindestens 1-2 Anzeigen drin.

3. Jaa..dass man die Fortbildungen selber zahlen muss und dass die auch ganz schön happig sind, ist echt ein dicker Minuspunkt für die Physioschiene. Naja, ist halt (noch) so. Ich seh's so, in erster Linie investierst Du in Dich und Dein Wissen, Deine Bildung und das sollte Dir mehr wert sein als ein fettes Auto oder die neuste Lederjacke. Außerdem rentiert sich eine Fortbildung ja meistens etwas, weil Du mit ihr dann mehr abrechnen darfst - aber dass das in keinem Verhältnis steht, weiß ich auch. Echt unfair. Ich denk, da musst Du einfach in den sauren Apfel beißen.

Bei 4. schließe ich mich an, und hoffe, dass uns ein selbstständiger Physio ein bisschen was erzählen kann! Auf jeden Fall kann auch hierbei die kaufmännische Vorbildung nicht schaden...

5. Mein Praktikum habe ich bei einer sehr erfolgreichen PT gemacht, die jeweils 2 Jahre bei ihren beiden Kindern daheim war, dann immer wieder Teilzeit gearbeitet hat; sie ist aber immer drangeblieben und hat Fortbildungen belegt - jetzt sind die beiden Kinder aus dem Grundschulalter raus und sie hat ihre eigene Praxis eröffnet, die aufgrund ihres guten Rufes total boomt. Eine richtige Powerfrau! Es ist machbar!

Hast Du Dich denn schon bei Schulen beworben oder trittst Du eher erst nächstes Jahr an?

Liebe Grüße und alles Gute bei Deiner Entscheidung.

[APM]

Hallo Ihr Zwei,
ja, Physios werden immer (noch) gesucht. Und zwar die gut fortgebildeten, die engagierten, die, die bereit sind alles zu geben. Oder auch für ganz wenig Gehalt die nicht fortgebildeten...
Dass man während der Ausbildung kein Geld verdient ist ja schon mal eine gute Übung für Eurer Berufsleben als Physio: mit wenig Geld über die Runden zu kommen und mit dem wenigen Geld auch noch teure Fobis zu finanzieren.
Die Selbständigkeit als Physio ist voller Arbeit, voller Sorgen, voller Auseinandersetzungen mit Angestellten, mit KVs, da wird nix vom Leben ausgelassen. Ist man jung und noch belastbar ist das kein Problem. Aber man wird ja mit den Jahren auch älter und weniger belastbar...
Macht, was Ihr für richtig haltet, ich wünsche Euch nur das Allerbeste dafür!
Gruß von Susan

[iron]

Wo sie Recht hat , hat sie Recht.
Gruss Gunter