Hi an alle selbstständigen Physios,
ich weiß langsam nicht mehr weiter...
Ich will euch mal meine Situation erklären und fragen, was ihr davon haltet. Kennt ihr das? Wie kann ich was an der Situation ändern?
Meine Frau hat sich vor 2 Jahren selbstständig gemacht.
So weit so gut.
Ich habe sie bei allem immer unterstützt, vom Aufbau der Praxis, über die Einrichtung und kümmere mich um die EDV. Außerdem helfe ich soweit ich Zeit habe bei der Abrechnung und der alltäglichen Praxisorganisation.
Ich mache das alles auch gerne, habe aber von Anfang an gesagt, dass ich ihr nicht auf Dauer bei der Abrechnung oder Buchführung helfen will, da ich selber auch genug um die Ohren habe.
In letzter Zeit wurde es dann tatsächlich weniger.
Sie hat inzwischen eine zweite Vollzeitkraft und eine Bürohilfe eingestellt. Mit der zweiten Kraft, dachte ich, dass sie endlich Patienten abgeben kann, um sich auch mal um richtig die Büroarbeit kümmern zu können. Wenn sie sich dazu vielleicht nur eine Stunde am Tag plus etwas Zeit am Tag der Abrechnung nehmen würde, wäre das wohl kein Problem. Wenn man bedenkt, dass sich die Praxis auf dem Land bedindet und Miete etc. nicht wirklich teuer sind, sollte es finanziell auch keine großen Schwierigkeiten geben.
Allerdings geht es weiter wie bisher:
Teilweise fängt sie morgens um 7 Uhr an und arbeitet Patienten im 30 Minuten Takt ab und es gibt Tage, da macht sie um 22 Uhr Schluss. Dann hat sie somit von 7 -22 Uhr (ohne Pause!) gearbeitet.
Zugegeben, das ist nicht immer so, sondern nur wenn ihr Mitarbeiter Urlaub hat. Aber ich würde behaupten, dass sie im Schnitt mindestens 12 Stunden am Tag behandelt und das oft am Stück wenn es keinen Ausfall gibt.
Da ist klar dass keine Zeit mehr für die Büroarbeiten übrigbleibt.
Die erledigt sie dann nachts. Dazu kommt sie heim, isst etwas und macht das dann meist bis 1 Uhr weiter, oftmals auch länger und gelegentlich bis halb vier am Morgen, um dann um 8 Uhr wieder in der Praxis zu stehen.
Mal ganz von meinen kleinen Wehwehchen abgesehen, z.B. dass ich keine Lust habe erst nach 22 Uhr eine warme Mahlzeit zu essen (ich koche für sie und esse gerne mit ihr zusammen, weil es oftmals die einzige Zeit ist, in der ich mal mit ihr reden kann), fühl ich mich total schlecht, wenn ich dann einfach mal auf der Couch fernsehen, um halb 12 ins Bett gehen möchte, oder mal nichts Produktives bis spät in die Nacht hinein tue, da ihr Motivation zu arbeiten dann stark abnimmt.
Ich merke immer mehr wie dadurch meine Leistungsfähigkeit an der Arbeit abnimmt. Eigentlich brauch ich meine 7h Stunden Schlaf um wirklich fit zu sein. (Dazu komm ich eigentlich nie)
Nicht jeden Abend wird gearbeitet, sondern wir gönnen uns dann doch nochmal Couch bis zum Schlafen gehen. Da fühl ich mich allerdings wieder schlecht, weil ich dann das Gefühl habe, sie vom Arbeiten abzuhalten - von abends mal unter der Woche mal was unternehmen, will ich hier mal gar nicht anfangen zu reden...
Wochenends versuchen wir dann doch noch sowas wie ein Sozialleben zu genießen, aber jede freie Minute wird dan natürlich in die Praxis investiert. Ich trau mich schon gar nicht mehr was zu planen, da ich immer das Gefühl habe sie zu viel einzubinden. Konsequenz ist: Für jede Kleinigkeit muss ich fragen ob es ihr passt, was sie wieder unter Druck setzt.
Inzwischen ist sie abends so platt, dass sie oft nichts mehr macht und sich die Büroarbeiten nun stapeln. Trotz voller Auslastung leert sich das Konto immer mehr, weil sie bei der Abrechnung nicht hinterherkommt. (Mal ganz davon abgesehen, habe ich das Gefühl, dass sie manche Sachen genauer und umständlicher macht als nötig - Perfektionisten, lässt sich auch nur schwer belehren)
Außerdem ist sie oftmals wie ein Pulverfass, bei der sie aus Fliegen schnell Elefanten macht und dann nur nur noch mental blockiert und dann gar nichts mehr bei ihr geht
Immer wenn ich ihr sage, dass sie weniger Patienten machen soll und ich mir nicht vorstellen kann, dass andere genauso drauf sind wie sie, ist sie gereizt und sagt sie: "Wenn du wüsstest..."
Also ist das bei euch auch so? Klar in der Anfangszeit muss rangeklotzt werden, aber grade der hohe Patientendurchsatz würde mich interessieren.
Ich glaube wenn das so weiter geht ist der Burnout vorprogrammiert...
Hat irgendjemand Tipps für mich? Ich habe ja die Hoffnung, dass irgendwann die Vernunpft kommt, bin mir aber nicht sicher ob der Burnout vorher schon da ist...
Danke schon mal für die Antworten.
Liebe Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, ich schreibe derzeit meine Bachelorarbeit zum Thema „Autonomieerleben und Burnout bei Physiotherapeut*innen in Deutschland“ im Studiengang...