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Salud
Was ist erlaubt und was nicht
Hallo,
ich, m, 40, seit 25 Jahren "pumpend" unterwegs habe in den letzten Monaten ein paar Diagnosen erhalten, die mich mein Training anzweifeln lassen, was geht, was geht noch, was geht nicht mehr, was kann, darf, sollte noch ...
HWK 7 Schmetterlingswirbelkörper (unbekannt, ob Folge eines Sturzes, Unfalls oder von Geburt an, wobei Ersteres am wahrscheinlichsten ist)
Wirbelkanalverengung C7
Beginnende zervikale Myelopathie in der HWS
Verdacht Morbus Scheuermann, evtl. Brustwirbelkörper aufgrund Sturz, Unfall frakturiert
Rectusdiastase
BSV LWK 5 S1
Diese ganzen Diagnosen machen mich zzt., zugegebenermaßen, echt fertig
Ich trainiere seit über 25 Jahren, hab nie wirklich lange Pause gemacht, ist eben mein Hobby. Ich brauch das zum Abschalten, bin aber auch ein wenig stolz auf meinen trainierten und starken Körper.
Ich habe fast ausschließlich die Grundübungen nach Beyond Brawn (vielen komischerweise wohl als WKM-Plan bekannt!?) trainiert, um die sechs Bewegungsmuster des Körpers abzudecken.
Ich war jetzt bei mehreren Physios und auch Personal Trainern. Der eine sagt dies, der andere das.
Einerseits üben gewissen Übungen zu viel Zug und Druck auf HWS und LWS aus (Kreuzheben, Kniebeugen, Military Press), andererseits muss man mit einem gewissen Reiz trainieren, damit nicht nur Muskeln wachsen, sondern auch Knochen, Wirbelkörper (gabs da von Gottlob nicht mal eine Studie?).
Ich will nicht mehr "blind" für kurzfristige Erfolge trainieren, sondern langfristig fit durchs Leben gehen, vielleicht mit ein wenig mehr Muskeln und Kraft, als die meisten haben.
Ist Maximalkraft schlicht und ergreifend zu viel, zu schwer, zumindest ab einem gewissen Alter oder bei und ab gewissen Krankheitsbildern? Ist es ähnlich mit Hypertrophietraining? Bleiben "nur" noch Kraftausdauer und Cardio? Was ist mit der guten alten Adaption und Progression? Gelten diese nicht, wenn man eben ein gewisses Alter oder einen gewissen Krankenstand erreicht hat und dann schon die leichtesten Progressionen zu schwer und viel sein können?
Welche physiotherapeutischen oder andere Übungen (vielleicht z. B. aus dem Yoga!?) gibt es, mit denen man den ganzen Körper gesund trainiert, aber vielleicht dennoch so viele Reize setzt, dass man stärker und muskulöser wird, als wenn man nur Luftbankdrücken macht?
Oftmals ist zu lesen, dass z. B. das Training mit normalen Therabändern überhaupt nichts bringt, weil die Kraftkurve zu gering und ungleichmäßig ist, man nur immer im letzten Bereich die Muskeln, Sehnen und Bänder, wenn überhaupt, beansprucht. Ist das wirklich so? Bringt also Training mit Therabändern gleich Null? Ist es mit Powerbändern genauso?
Was ist dann mit isometrischen Training, wie Planks? Die dürften dann ja auch nichts bringen, oder!? Dabei hat man ja überhaupt keine Widerstände, noch nicht einmal Therabänder? Gibt es für alle Muskelgruppen entsprechende isometrische Übungen?
Ich war nie so ein Kraftausdauer- und Cardiotyp (He said Cardio! WTF is Cardio?). Hab immer mittelschwer bis schwer trainiert. Dass ich an Kraft und Masse verlieren werde und auch schon habe, ist ok. Damit kann ich leben. Im realen Leben benötigt ja eh niemand die Gewichte, die man im Training bewegt. Da würde es ja rein theoretisch reichen, wenn man sich beim Kreuzheben z. B. mit dem Gewicht einer vollen Wasserkiste begnügen würde. Aber trainiert man in Kraftausdauerbereich und mit Cardio den Körper immerhin noch ausreichend und ist das in Bezug auf Kraftausdauer und gewissen Übungen (Kreuzheben) überhaupt sinnvoll oder nicht sogar kontraproduktiv?
Ich hatte es eingangs schon erwähnt. Der eine sagt dies, der andere das. "Hör auf deinen Körper. Der wird dir schon sagen, was geht und was nicht." Ja, aber was jetzt geht, kann morgen schon zu viel sein und das heutige Training kann morgen zu Schmerzen führen. Ihr merkt vielleicht, dass ich sehr verunsichert bin. Ich habe in den letzten Monaten einiges durch und an Diagnosen erhalten. Mir sagt man zwar auch, dass auf einem MRT-Bild etwas zu sehen sein kann, was aber gar keine Probleme hervorrufen muss. So, wie mein BSV. Aber irgendwann kann er es. Und da will ich nichts riskieren, dass dieser schlimmer wird. Oder mit meiner "Halsgeschichte". Da will ich am wenigsten, dass sich da was verschlechtert.
Was soll ich bloß tun? Ich bin einerseits seit 25 Jahren "traingsverrückt", ohne Sport länger als zwei Wochen gings nie. Andererseits fühle ich mich nach gewissen Trainingseinheiten mittlerweile so schlecht - psychisch, nicht physisch -, weil ich einfach ein schlechtes Gewissen habe, dass das, was ich vorher gemacht habe, mittel- bis langfristig nicht gut für meinen Körper ist.
Bester Kumpel macht seit Jahren Yoga. Schwört drauf. Er ist fit, ausgeglichen, gar nicht mal so unmuskulös und schwach, obwohl Bürohengst und sonst kein Muskeltraining.
Wo ich meine größten Ängste und Bedenken habe, dass man aber z. B. mit Yoga oder physiotherapeutischen Übungen seinen Körper in Bezug auf die sechs Bewegungsmuster gar nicht ausgewogen trainieren kann, weil es da z. B. gar keine Klimmzüge gibt. Oder irre ich mich?
Ich bin sehr gespannt auf eure Rückmeldungen.
Vorab Dankeschön.
Grüße
Salud
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Dr. Chase
Hey Salud,
wie von deinen anderen Trainern und Physios schon erfahren, wird es auch hier sicherlich unterschiedliche Meinungen geben. Ich gebe dir gerne meine.
Also meiner Meinung nach ist jegliches Hypertrophietraining unphysiologisch, soll heißen nicht gesundheitsförderlich oder sogar schädlich.
Ich selber mache es zeitweise auch und das ist auch okay, bis Probleme entstehen.
Der menschliche Körper ist sehr ökonomisch und bildet die Muskeln aus die er für normale Belastung braucht. Alles darüber hinaus kann zu erhöhten Zügen, Druck und Spannungen führen, die er irgendwann nicht mehr kompensieren kann. Wichtig ist das alles beweglich ist und das zeigt dein Yoga-Kumpel.
Abschließend also: Den Scheuermann hast du sicher seit der Pubertät, alles andere kann durch zu starke Züge entstehen. Du musst für dich also entscheiden ob du deinem Körper oder deinem Kopf was gutes tun möchtest.
Gruß
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Salud
Hallo Dr. Chase,
schonmal vielen Dank für deine erste Antwort.
Ist natürlich ernüchternd, aber was ist damit, dass unser Knochengewebe einen gewissen Reiz benötigt, um stabiler zu werden? Wo hab ich das gelesen? Ich meine in einem Buch von Axel Gottlob. :-/
Primät möchte ich meinem Kopf was Gutes tun, aber mein Körper soll nicht komplett auf der Strecke bleiben. ;-)
Wie trainierst du sonst?
Was ist auch z. B. mit den sechs Bewegungsmustern? Vertikaler Zug und Druck, horizontaler Zug und Druck, hüftdominant und kniedominant. Das alles kann ma ja nur abdecken, wenn man die entsprechenden Muster trainiert!? Mir wurde auch seitens eines Physios gesagt, dass z. B. Klimmzüge oder Latzug nicht physiologisch für uns Menschen wären. Auf die Nachfrage "Warum", kam er ins Schleudern und redete was von Schultergelenk. Hab die Antwort aber vergessen.
Hypetrophie unter Berücksichtigung der entsprechenden Kadenz und Time under tension ist ja Muskelaufbautraining, also Massezuwachs - primär. Klar, mehr Masse zieht und drückt mehr am "Apparat". Das leuchtet mir ein. Aber dadurch wird er ja trainiert, insgesamt stärker, konditioniert. Eben was Adaption und Progression ausmachen. Oder ist das just Käse?
Normale Belastungen würde ja bedeuten, dass das tägliche Tragen von Tüten usw. schon ausreichendes Training für einen Menschen wäre!?
Wie sieht es nun mit reinem Kraftausdauertraining aus, also die Übungen mit 15 Wiederholungen gemacht, aber dabei nicht bis zum Muskelversagen, um das ZNS nicht zu überlasten?!
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Dr. Chase
Natürlich erhöht vermehrter Muskelzug auch den Reiz auf die Knochen, die dann evtl auch adaptieren, allerdings entsteht dadurch auch ein unphysiologischer Zug, der die Balance des Körpers stören könnte. Klimmzüge stärken den Latissimus natürlich, allerdings sorgt ein zu starker Latissimus auch für Dysbalancen, was dazu führt dass das Schulterblatt aus seiner Position gezogen wird. Um das zu verhindern, musst du die Gegenspieler trainieren, wie z,B. die Rhomboideen. Wenn die auch trainiert werden, steigt der Anpressdruck der Schulterblätter auf den Thorax, was auch problematisch werden kann. Also jeglicher Eingriff in den Bewegungsapparat stört das System (das soll natürlich nicht heißen das gar nichts machen besser ist aber das ist das Problem der Hypertrophie)
Auch deine HWS Probleme entstanden durch einen erhöhten Zug von vorne.
Ja Sätze mit 15 Wdh sind sicher besser aber du musst schauen dass deine Beweglichkeit verbessert wird und das bekommst du mit unphysiologischen Kraft- und Gerätetraining einfach nicht hin.
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Salud
Interessant. Als Trainierender sieht man all das, das Ganzheitliche nur sehr bedingt oder gar nicht.
Erhöhter Zug von vorne? Kreuzheben? PC-Arbeitsplatz? Liegestütze/Bankdrücken/Dips?
Du meinst also sowas wie Mobility-Training oder eben z. B. Yoga - zumindest unterstützend oder als zusätzlichen Ausgleich?
Maximalkrafttraining ist demnach noch viel schlimmer, da noch mehr Zug und Druck!?Geändert von Salud (06.07.2017 um 00:05 Uhr)
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Dr. Chase
Vermutlich sind es Muskelzüge von vorne. Gut möglich dass es der Pectoralis ist. Das ist so aber schwer zu sagen. Vermutlich hat da eine ganze Muskel -oder Faszienkette Zug.
Maximalkrafttraining ist wahrscheinlich nicht so schlimm, da dabei ja eher Fasern rekrutiert werden, als Masse aufgebaut wird aber Beweglichkeit ala Yoga ist leider besser.
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Salud
Aha, ok.
Man lernt nie aus. Ich war mir sicher, dass Maximalkrafttraining noch viel schlimmer ist, die Gelenke ... den ganzen Apparat mehr belastet, da aufgrund höherer Gewichte auch mehr Zug und Druck entsteht.
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Dr. Chase
Ja während des Training könntest du recht haben aber ich denke dabei an die Folgen der Adaption.
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Salud
Hmmm ... also eine Kombi aus Maximalkraft und Kraftausdauer?
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Dr. Chase
Sorry nein. Beweglichkeit ist dein Weg
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Salud
Ok, verstehe. Ich hoffe, ich nerve nicht. ;-) Aber was ist gezielt vom Kettlebelltraining zu halten. Dabei geht es ja auch um Beweglichkeit. Das wird da zumindest so propagiert. Die Übungen dort sind ja auch sehr komplex, wie z. B. der Turkish Get Up.
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Dr. Chase
Grundsätzlich ist ja nachwievor gegen die Übungen nichts einzuwenden, die Probleme sind ja in meinen Augen immer nur die Adaption. Wenn du Turkish get ups machen kannst, ist es ja gut, allerdings benutzt du dabei wieder viel die vordere Kette und das kann dir wieder in den Hals gehen.
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Salud
Ich meine ja nicht nur TGU - war nur ein Beispiel -, sondern alle Übungen der Big Six. ;-)
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Dr. Chase
Ich kenne die Übungen im einzelnen nicht aber ich denke mein Gedankengang ist klar
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Salud
Ja.
Ich habe es nochmal erwähnen wollen, da beim Kettlebelltraining ja das Training von Bewegungen und nicht von Muskeln propagiert wird.
http://www.vereinfachedeintraining.c...ben-verandern/
http://www.vereinfachedeintraining.c...n-fur-zuhause/
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Dr. Chase
Das mag ja sein aber Kettlebell bedeutet einfach unphysiologisches Gewicht.
Die Übungen sind ja gut und wenn man keine Probleme hat, ist das Training, sowie auch anderes Krafttraining völlig in Ordnung. Ich bin halt nur der Meinung dass man durch Krakttraining, in welcher Form auch immer, keine Balance von Muskelzüge wieder herstellt.
Soll heißen, wenn ein Muskel z viel Zug hat, weil er zu stark ausgeprägt ist, macht es keinen Sinn den Gegenspieler auch zu stärken, da dadurch der Druck auf die Knochen erhöht wird.
Ich finde es aber gut dass du dir viele Gedanjen machst aber therapeutisch gesehen, sollte man schauen wo bei dir ein Spannungsungleichgewicht vorliegt und diese Spannung lösen.
Das ist meine Meinung.
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