Hallo Leute;
Ich bin neu hier, heiße Etienne (männlich, mittleres Alter) und habe auch gleich ein paar wichtige Fragen. Vielleicht kann mir hier ja jemand helfen, einige Antworten zu finden?
Mein kleiner Finger rechts wurde durch einen Sturz auf glattem Boden in einer Reha-Klinik ausgerenkt. - Ich bin gehbehindert und habe zwei Tage zuvor (freitagvormittags) bei der Aufnahme in die Reha trotz Gutachtens keine Unterarmgehstützen erhalten; ich müsse bis zum Montagmorgen warten, hieß es, "in der Verwaltung sei keiner mehr"! Es passierte also an einem Sonntagnachmittag auf dem Weg zum Schwesternzimmer um Zucker messen zu lassen und es gab in dieser Klinik an diesem Tag keinen Arzt vor Ort! Ich renkte mir den Finger im Schock also selbst wieder durch sanftes Ziehen an der Fingerkuppe ein. Der Finger war dann wieder stabil und frei beweglich, die Schmerzen waren erträglich.
Am nächsten Morgen ließ ich mich (Notfall) sofort in das nächstgelegene Krankenhaus bringen, denn der Finger mußte dringend behandelt werden! Dort wurde er - nach sechseinhalb Stunden Wartezeit, die ich in einem stillgelegten Büro verbringen mußte - endlich geröntgt! Das
radiologische Ergebnis und die Diagnose der erstbehandelnden Assistenzärztin (eine Durchgangsärztin): "Der kleine Finger rechts ist wieder eingerenkt. Bis auf zwei kleine, knöcherne Ausrisse bzw. Minifragmente sind keine weiteren Probleme erkennbar; Seitenbänder intakt, keine Fraktur, Finger stark geschwollen und blau verfärbt.
Therapie: Eine Schiene zur Ruhigstellung für voraussichtlich 4 Wochen, Finger schonen, nicht belasten (damit greifen usw.). "Eine OP ist nicht notwendig. Die Prognose ist gut". Andere Informationen gab es auch trotz meiner wiederholten Nachfrage nicht! Dieser Satz "Die Prognose ist gut" und die Feststellung "...keine Fraktur" haben mich dennoch ungemein beruhigt!
Alle 2 -3 Tage wurden der Finger in der Rehaklinik von einer Krankenschwester mit Voltarengel sachte bestrichen (und dabei nicht bewegt!) und der Verband gewechselt, dann kam wieder die Schiene dran! Nach zwei Wochen dann wurde die Schiene auf ärztlichen Rat hin für drei Tage abgenommen, um eine mögliche Versteifung des Fingers sofort erkennen und nötigenfalls behandeln zu können. In diesen drei Tagen wurde der Finger weiter sehr vorsichtig mit Gel behandelt aber
nicht aktiv bewegt oder belastet, was leicht fiel, da der Finger sowieso leicht gekrümmt und unbeweglich war. Nachts legte ich die Hand mit dem verletzten, eingesalbten Finger auf die obere Körperseite ab (ich bin Seitenschläfer und schlafe sehr ruhig) und hob die Hand jedesmal hoch, wenn ich mich bewegte, damit vermied ich es erfolgreich, mich versehentlich auf die verletzte Hand zu legen und sie weiter zu schädigen! Beim Aufstehen habe ich mich immer auf die gesunde, linke Hand abgestützt!
Am vierten Tag schließlich die (viel zu oberflächliche...)
Sichtkontrolle durch die erstbehandelnde Durchgangsärztin. Ihr Ergebnis nach einmal kurz Hinschauen: "Der Finger ist nur geschwollen (!), weiter Voltaren drauf und die Schiene wieder dran für weitere 14 Tage. Damit der Finger eine Chance zum Heilen hat" (na klar, war mir ja genau das wichtig!).
Röntgen zur Verlaufskontrolle lehnte sie trotz meiner Bitte und Bedenken ab - "es sei nicht nötig, da es sich doch nur um eine Schwellung handele und das brauche eben seine Zeit"! Also trug ich die Schiene auch noch die nächsten 2 Wochen ununterbrochen (bis auf die vorsichtigen Verbandswechsel alle zwei Tage).
Dann, nach Ablauf dieser Zeit, kam die Schiene ab und
ich war absolut schockiert : Der kleine Finger war jetzt stark gebeugt, immer noch reichlich dick geschwollen und extrem unbeweglich; vorsichtiges Strecken oder Beugen war nur minimal und nur passiv im Millimeterbereich möglich! In meiner Not kontaktierte ich die erstbehandelnde Chirurgin, welche mir am Telephon jetzt erst empfahl, mich schnellstmöglich an einen Handchirurgen zu wenden! Wieso nicht gleich so, also vier Wochen früher?
Also dann ab in die Handchirurgie einer BG Unfallklinik! Dort gab es die
katastrophale Diagnose: kleiner Finger (noch? schon wieder?) ausgerenkt (verhakt?), aufgrund der vier Wochen Verzögerung nicht mehr manuell reponierbar, also ambulante Operation:
Arthrolyse + Synovektomie + Entfernung einiger winziger Knorpelfragmente + Knorpelglättung (Basis Grundglied) + Reposition des Fingers. Danach Ruhigstellung durch Kirschnerdraht ("Osteosynthese") und eine Sandwichschiene ("Fingerhülse" aus stabilem Kunststoff) für 6 Wochen und in 20 Grad Intrinsicstellung (d. h. leicht gebeugt).
Vor 1 Jahr kamen dieser Draht raus und die Schiene ab und ich habe seither ca. 1 - 2 mal/Woche Physio- und Ergotherapie (in der Anfangszeit 3 Monate lang 3 mal/Woche) sowie Bewegungsübungen daheim.
Bisheriges Ergebnis: Bewegungsumfang passiv "endgradig" d. h. Strecken und Beugen ist passiv mit Hilfe der anderen Hand nach einigem Dehnen "bis zum Anschlag" möglich: Finger passiv überstreckt ist gerade/passiv gebeugt berührt die Fingerkuppe fast die erste Querfalte der Handinnen-fläche; aktiv gebeugt (im PIP) derzeit noch etwas weniger, so ca. 25 %. Ständiger Wechsel zwischen Bewegung ohne Belastung und Ruhe, ansonsten Mitbewegen im Alltag soweit möglich.
Operiertes Mittelgelenk (PIP) noch deutlich geschwollen und verhärtet, aber Beugefalten langsam wieder sichtbar. Endglied (DIP) bleibt vor allem in 20 Grad Beugung, auch nach Bewegung, Grund- und Mittelglied fast gerade.
Bleibt das in jedem Fall so oder besteht die Chance auf volle Beweglichkeit nach Rückgang dieser hartnäckigen Schwellung? Vor allem, weil passiv ja bereits der volle Bewegungsumfang möglich ist? Und warum fallen die Prognosen der Ärzte trotzdem so verhalten/vorsichtig aus? Gibt es etwa keinen Anlaß zur Hoffnung mehr?
Ich bin sehr verunsichert und beunruhigt, weil ich schon so viel Negatives über solche Verletzungen und deren Langzeitfolgen gelesen habe. Bei einem Bekannten dauerte es sogar über ein Jahr, bis die Schwellung nach der OP merklich abgeklungen ist.
Und wie kann sich ein Finger, der bereits eingerenkt war und geschont (!) wurde, trotz "guter Prognose" einfach so wieder ausrenken - es gab keinen plötzlichen Zusatzschmerz und den hätte es doch geben müssen, oder? Ein Krankenpfleger der BG meinte dazu "Ein Schienenverband neigt recht schnell zum Verrutschen, da die Mullbinde, mit der die zur Hälfte offene Schiene um den Finger gebunden wird, nach einiger Zeit an Spannung verliert und die Schiene ihre stabilisierende Stützfunktion nicht mehr erfüllen kann. Das Risiko einer Reluxation ist dann sehr hoch, weil die Schiene sich langsam lockern kann! Die erstbehandelnde Durchgangsärztin hätte das eigentlich wissen müssen"!
Ist das wirklich so? Was kann ich denn jetzt noch gegen diese deutliche Schwellung tun? Die schränkt den Bewegungsumfang nämlich noch enorm ein! Gibt es noch irgendwelche speziellen Übungen außer Strecken, Beugen, Dehnen, Faust auf und zu? Wobei die Faust höchstens zu 1/3 möglich ist, da der Kleinfinger sich aktiv im PIP so schlecht knicken läßt! Oder bin ich zu ungeduldig?
Herzlichen Dank im Voraus für euere Hilfe!
A bientot
Etienne
Liebe Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, ich schreibe derzeit meine Bachelorarbeit zum Thema „Autonomieerleben und Burnout bei Physiotherapeut*innen in Deutschland“ im Studiengang...