Schuld ist meist ein Unfall: das Schleudertrauma
In den meisten Fällen kommt es im Zusammenhang mit einem Autounfall zum Auftreten eines Schleudertraumas. Vor allem Auffahrunfälle, aber auch Crashs von der Seite stellen eine enorme Belastung für die Muskulatur und die Bänder rund um die Halswirbelsäule dar. Daneben sind auch Sportunfälle für eine Vielzahl der Schleudertraumata verantwortlich. Sportarten mit schnellen Bewegungen oder hartem Körperkontakt wie Boxen oder Ringen gelten hierbei als besonders riskant.Beschwerden und Folgen beim Schleudertrauma
Bei einem Unfall kann es dazu kommen, dass sich Körper und Kopf nicht koordiniert miteinander, sondern sozusagen weg von einander bewegen. Beim Auffahrunfall beispielsweise wird der Körper durch die rasche Vorwärtsbewegung des Autos nach vorne bewegt, während der Kopf aufgrund der Trägheit der Masse verbleibt – er wird also indirekt nach hinten geschleudert. Muskeln und Bänder sind darauf nicht eingestellt: Verspannungen, Überdehnungen oder gar Risse sind die unangenehme Folge. Die Schmerzen stellen sich beim Schleudertrauma meist innerhalb weniger Minuten ein. Dazu kommen oft Beschwerden wie Schwindel und Gleichgewichtsstörungen. Die Betroffenen nehmen eine Schonhaltung ein und verstärken so die Versteifung der geschädigten Muskulatur sogar noch weiter.Einstieg in die physiotherapeutische Behandlung
Modernen Untersuchungen zu Folge sollte, sobald das Ausmaß des Schleudertraumas feststeht und die Umstände es erlauben, mit der Bewegungstherapie begonnen werden. Um eine Versteifung der Muskulatur zu vermeiden, muss diese bewegt werden, was der Betroffene aber aufgrund der starken Schmerzen nicht ausreichend von sich selber aus tun wird. Hierbei können eine gezielte Massage und die manuelle Therapie wertvolle Dienste leisten. Eine geeignete Schmerztherapie in den ersten Tagen nach dem Schleudertrauma gilt als äußerst empfehlenswert und kann die Wirkung der physiotherapeutischen Erstversorgung enorm begünstigen.Ein kritischer Blick
In den letzten Jahren wurde die Wirksamkeit der physiotherapeutischen Behandlung von Schleudertraumata in Studien gründlich unter die Lupe genommen. In einer groß angelegten Studie mit über 3000 Patienten wurde unter anderem untersucht, ob sich eine frühzeitige therapeutische Behandlung positiv auf die Heilung des Schleudertraumas auswirkt und ob spätere Beschwerden dadurch verhindert werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass es den Betroffenen in den ersten Wochen zwar besser geht als nicht physiotherapeutisch behandelten Patienten, sich der Effekt aber auf lange Sicht bei einem Teil der Betroffenen wieder aufhebt. Nach einem Jahr hat etwa ein Viertel der Patienten immer noch Probleme mit Beschwerden wie Nackenschmerzen oder Schwindel – egal, ob sie zu Beginn physiotherapeutisch betreut wurden oder nicht.Gewusst wie – Physiotherapeuten beraten
Dennoch sollten sich Betroffene von diesem Ergebnis nicht entmutigen lassen. Klar ist, dass sich gerade in den ersten Wochen eine physiotherapeutische Behandlung positiv auf den Heilungsprozess auswirkt und so die Rückkehr in den Alltag begünstigt. Im Fokus des Patienten sollte die Mobilisation der Halswirbelsäule stehen – und der Physiotherapeut kann ihm auf dem Weg dahin mit Rat und Tat zur Seite stehen. Richtiges Sitzen und Arbeiten, passende sportliche Aktivitäten und der richtige Umgang mit den Beschwerden sind Themen, bei welchen physiotherapeutisch beraten und gefördert werden kann.Ein Fazit: Auch wenn die physiotherapeutische Behandlung eines Schleudertraumas von Experten kritisch betrachtet wird, so ist ihr Nutzen in den ersten Wochen nach einem Unfall doch nachgewiesen. Auf lange Sicht kann die physiotherapeutische Beratung und Unterstützung dem Betroffenen helfen, durch eigenes Zutun die Beschwerden zu lindern und die Heilung zu begünstigen.
vBulletin-Systemmitteilung