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Gast748
Arbeitsvertrag
Hallo,
bin Praxisbesitzer und langsam genervt von den Vorstellungen einzelner Bewerber um eine 15 bis 20 Stunden Anstellung als Physiotherapieanfänger/in.
Bitte schreibt mir über Eure Erfahrungen bezüglich Euren Erwartungen als Arbeitnehmer, Stundenlohn, Arbeitszeiten, Arbeitsintervalle, Fortbildungsurlaub und - zuschüsse und Euren Erfahrungen als Arbeitgeber mit den Wünschen der Bewerber und den dann realistisch umgesetzten Tatsachen.
Bitte selber 12€ in den ersten sechs Monaten Probezeit, 2 Tage extra Urlaub bei 15 Stunden die Woche an drei Arbeitstagen sowie 13 Tage normalen Urlaub im Jahr, Benzingutscheine und Fortbildungszuschuss bei entsprechendem Einsatz und guter Auslastung.
Meine persönliche Anmerkung: Hier im nördlichen Schwarzwald zahlt das Arbeitsamt noch zu viel und die meisten verstehen den Begriff Dienstleistung nicht. Nur ein bisschen am Pat. rumfummeln und dann auf den nächsten warten reicht nicht. Sorry, aber das musste jetzt gesagt werden.
Dirki
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APM
Lieber Dirki,
auch ich bin Arbeitgeber und ich bin oft entsetzt, mit welchen Ansprüchen/Vorstellungen arbeitssuchende KGs auf dem Arbeitsmarkt auftreten: bequeme Arbeitszeiten, 30-Minuten-Behandlungszeit, Fortbildungszuschüsse, ...
Ich kann gut verstehen, dass man für seine Arbeit auch gut bezahlt werden möchte. Dann muss aber auch eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft auf Seiten des Abreitnehmers vorhanden sein, und eben das sehe ich meistens überhaupt nicht (wie sagtest du so schön: ein bißchen am Patienten rumfummeln). Leistungsbereitschaft bedeutet für mich gute bis sehr gute Kenntnisse, flexibel bei den Arbeitszeiten und den unbedingten Willen seinen Patienten das Optimum an Behandlung zu bieten.
Und weil dies eben schwer ist zu finden beschäftige ich nur noch freiberufliche Mitarbeiter. Und das klappt bestens!
Bei deiner Bezahlung orientierst du dich ja doch nah am BAT (12€ brutto pro Stunde für BAT Vc), das ist doch nicht schlecht. Die 12 (14) Tage Urlaub finde ich ein bißchen wenig. Wie handhabst du das mit den Fortbildungen? Müssen deine Angestellten dafür Urlaub nehmen? Zahlst du die Fobis komplett? Mit großzügigen Fobivereinbarungen kann man engagierten Mitarbeitern ja recht gut das Gehalt "aufbessern".
Ich selbst bin am meisten erschrocken über den schlechten Ausbildungs-/Fortbildungsstand der Bewerber und deren Unwillen wichtige Fobis zu machen. Natürlich ist es finanziell schwer mit einem normalen Gehalt z.B. eine komplette MT-Ausbildung zu machen. Da muss man dann schon mal abends in der Sauna massieren gehen oder abends Kurse geben um das nötige Geld zusammenzukriegen. Aber das Engagement erwarte ich einfach.
Auf der anderen Seite glaube ich, das Angestellte prinzipiell glauben, dass man sie ausbeuten will. Sie ahnen gar nicht, wie die Kalkulation einer KG-Praxis aussieht, was es z.B. finanziell für den Arbeitgeber bedeutet, wenn man mal ein paar Tage krankfeiert.
Des weiteren war ich früher oft enschrocken über den Umgang mit den Patienten, den meine Kollegen pflegten. Von "Dienstleitung" konnte da keine Rede sein: die Patienten wurden nicht ernst genommen, über schwierige Patienten wurde "gehetzt", echte Freundlichkeit war selten vorhanden, etc... du wirst wissen was ich meine. Das sind aber charakterliche Eingenschaften, die meines Erachtens nichts mit der Bezahlung zu tun haben (wobei natürlich eine gute Bezahlung den Mitarbeiter einige "Hürden" leichter nehmen lässt).
Jetzt noch was ganz anderes: wie hälst du das mit den Behandlungszeiten? Hier in Bonn wird in etlichen Praxen noch im 30-Minuten-Takt behandelt. Ich finde das ein Unding: wir werden von den Krankenkassen nur noch für 15-20 Minuten bezahlt. Wieso sollen wir dann länger arbeiten? Mal abgesehen davon, dass das einen erheblichen Unterschied beim Umsatz pro Stunde ausmacht, wieso soll ich Leistung erbringen ohne dass ich dafür bezahlt werde? Ich tue wirklich alles für meine Patienten aber da hört es für mich auf.
Über eine Antwort bezüglich der Behandlungszeiten von dir und auch von anderen Praxisinhabern würde ich mich freuen.
Gruß von Susn
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Gast748
Arbeitszeiten
Hallo Susn,
schon einige Forumsbeiträge von Dir gelesen. Mein Kompliment, die Beiträge haben mir gut gefallen.
Ich arbeite alleine in meiner Praxis und lege sehr grossen Wert auf Dienstleisung. Meine Frau ist ebenfalls PT und übernimmt drei halbe Tage. Daher behandle ich noch im 30 min Rhythmus, d.h. aber auch bei Massagen 15-20 und KG häufig nur 20min. Die restlichen Minuten werden mit Papierkram gefüllt. Die Doku und die Pat. informtion nimmt bei mir einen grossen Stellenwert ein und wird von den Pat. wie von den umliegenden Ärzten honoriert. Das zahlt sich bei mir dann aus, da viele Pat. Privatleistungen in Anspruch nehmen. Dieser Bereich nimmt stetig zu. Im allgemeinen PT fremde Diesntleistungen bieten wir vermehrt an. Entspannungskurse mit Hypnose, Osteopathie auf Grundlage des HP-Gesetzes, Sportlerbetreuung vom Freizeit bis zum Hochleistungssportler und Ernärungsberatung.
In einigen Bereichen, beonders bei jugendlichen Haltungs- und Skoliosebehandlungen auf KG-Rezept wir sich bei mir abr auch der 20min Rhythmus einfinden. Für mehr wird nicht bezahlt und die Bereitschaft der Jugendlichen vor allem aber der Eltern aktiv an Ihrem Problem mitzuarbeiten ist häufig nicht vorhanden.
Der Ausbildungsstandard der Berufsanfänger ist beschämend. Grundlegende marktwirtschaftliche Dinge fehlen schlicht und einfach. Selbst das melden am Telefon ist für für viele eine unüberwindbare Hürde, sonstige Flexibilität schon gar nicht erwähnt. Bei drei Arbeitstagen sind 12 Urlaubstage anfänglich ausreichen, zumal der Krankenstand in unserem Beruf bei durchschnittlich 4 Wochen liegt. In den Krankenhäusern sogar noch höher. Die Fobis werden werden nach Leistung bezahlt, d.h. Einsatz, Umgang mit den Pat., Umsetzung der Fobis, Überstunden etc. und ich beahle gerne den kompletten Manuelle Kurs. Esoterikveranstaltungen müssen sich aber erst in der Praxis beweisen. Bringe diese Selbsterfahrungskurse in meiner Praxis nichts ein, dann bezahle ich sie auch nicht. Das war wohl der grund, warum die letzte Bewerberin wütend die Praxis verlassen hat.
Wie regelst Du das mit den Freiberuflern? Kannst Du mir mal einen Vertagsentwurf zukommen lassen? d.habermann@gmx.info
Vielen Dank im voraus.
Dirki
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APM
Wenn ich es recht aus deinem Beitrag herauslese ist deine effektive Behandlungszeit meist auch 20 Minuten. Mir ging es um eine 30-minütige Behandlung. Die Patienten wissen meist gar nicht, dass der von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlte Behandlungstakt bei 20 Minuten liegt. Dass man in vielen Fällen in 20 Minuten gar nichts Efektives machen kann steht auf einem anderen Blatt. Und dass eine gute Therapie von einem kompetenten Therapeuten (der seinerseits eine Unmenge an Geld in Fortbildungen investiert hat um auf seinen derzeitigen Wissensstand gekommen zu sein) im vorgeschriebenen Zeitfenster zu dem Preis der gestzl. KV eigentlich nicht geleistet werden kann, steht nochmal auf einem ganz ganz anderen Blatt.
Ich bin nicht KG geworden um reich zu werden, da hätte ich mir einen anderen Beruf aussuchen müssen. Tatsache ist aber auch, dass wir unseren Beruf nicht nur als Hobby ausüben, sondern damit nebenbei auch unseren Lebensunterhalt verdienen müssen. Ich kann für knapp 30 Euro die Stunde keine Praxis bezahlen, mich renten- und krankenversichern und vom Rest meine Fortbildungen und mein Leben bestreiten. Es sei denn man arbeitet 40 Stunden die Woche am Patienten, nebenbei Buchführung, Fobis, Praxisorganisation, etc. (wie lange hälst du das durch? > auf jeden Fall nicht bis zum Erreichen des Rentenalters).
Die KV hat ja seit Jahren die vorgeschriebenen Behandlungszeiten nach und nach runtergesetzt - und die Preise um Pfennisgsbeträge erhöht. Wenn wir Praxisinhaber weiterhin den 30-Minuten-Takt halten (vielleicht manche auch aus Konkurenzgründen???) arbeiten wir de facto für ein drittel weniger als noch vor 10 Jahren. Da verdiene ich als Kassiererin bei Aldi (Entschuldigung für den Vergleich - ich habe durchaus Respekt vor dieser Arbeit) besser, käme nach Feierabend nach Hause, Beine hoch, keine Telefonate, kein Büffeln für die Fobis, keine Berichte mehr an die Ärzte schreiben, etc.
Ich will ja weder Swimmingpool, noch Jacht, noch Pferd, ich will nur von meiner Arbeit eine Familie ernähren können. Und das kann ich eben mit 30 Euro Umsatz pro Stunde nicht.
Gruß von Susn
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Gast748
Arbeitstakt
hallo,
nein die Arbeitstakte sind i.d.R. schon 30min und länger. Ich habe unser Behandlungssystem umgestellt. Kleine Rezepte (KG, nur KMT) kommen erst spät dran. Als Lückenfüller sozusagen. Ansonsten sind die Zeiten schon 30 min. Ich erledige den Papierkram über den Computer, habe spezielle Software für die Doku und die Infobroschüren. Hat mich und kostet mich noch enorm viel zeit bei der erstellung aber dafür kann ich nach Fertigstellung schnell auf die Pat.wünsche reagieren.
Der 30min Takt heist aber auch, den Pat. noch für 10min unabrechnbar einen Heublumensack zum Nachspannen geben. Das ist halt Dienstleistung, die mir der Pat. durch andere Leistungen wieder zurück gibt. Privates Pilates-Training oder..
Vielleicht zahlt sich meine Investition auch nicht aus, aber bisher läufts.
Nächste Ziel ist die Information der Pat. über die Beh.zeiten. Auch in Form einer Broschüre. Die Ärze haben bereits einen kleinen Praxiskatalog in dem auch die Notwendigkeit aufgezeigt wird. Z.B. bei Kinder nicht nur KG sondern ergänzend Chirogymnastik. Die Resonanz ist gut. Die Anfragen bezüglich mehr Informationen gross. Aber wie du festgestellt hast, bleibt die Zeit. 24 Stunden hat der Tag.
Meine Fobis habe ich alle um die Abrechnungspos. abrechnen zu können. Den HP über fernstudium den Osteo und BS in Physiotherapie in England ist kompiniert. Fernstudium und vor ort. Ansonsten noch kleine Kurse hier oder Österreich oder Schweiz.
Mein Durchschnittsverdienst liegt bei ca. 8000 bis 9000€ im Moment brutto!!!!!! Also bitte noch alles abrechnen. Wenn die Ideen greifen wird der Anteil der Privatzahler höher und damit die Abhängigkeit vom Rezept geringer bei nicht unbedingt höherem Verdienst.
Arbeite im Moment bis 60 Stunden am Pat. Das geht und vielleicht kommt ja auch noch ein Angestellter her. meine Praktikantin braucht erst noch Abi und macht dann die Ausbildung. Zwar kann sie schon viel, jetzt gerade Korrektur lesen, aber an alle Pat. kann ich sie halt nicht lassen. Sie ist besser als manch Berufsanfänger.
Schönn nachmittag, geht heute noch bis 21Uhr
Dirki
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APM
Hallo Dirki,
9000 € brutto pro Monat = 108.000 € brutto im Jahr?
Was bedeutet bei dir brutto? Nach Abzug aller Praxiskosten?
Bei 30 € die Stunde müßtest du dafür 3600 Stunden im Jahr arbeiten = 300 Stunden pro Monat = 70 Stunden die Woche und nie einen Tag krank sein oder gar Urlaub machen.
Ok, sagst ja selbst, dass du 60 Stunden die Woche am Patienten arbeitest. Mit Abrechnung, Befunde schreiben, Vor- und Nacharbeiten, etc. kommst du dann locker auf 70 Stunden die Woche, eher mehr.
Ich habe das 6 Jahre gemacht, dann streikten meine Handgelenke und ich wußte überhaupt nicht mehr was Leben ist, bzw. dass es wichtig ist neben der Arbeit auch noch ein Leben zu haben.
Dir trotzdem viel Spaß am vielen Arbeiten
Gruß von Susn
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Gast748
Hallo,
kommt auch fast so hin. Möchte am Anfang richtig ranklotzen und mir etwas aufbauen. Noch macht mir der Umgang überwiegend mit den Pat. spass.
Aber bald muss eine Aushilfe her.
8000€ ohne Abzüge. ABer hier auf dem Land sind die kosten nicht so hoch. Miete 385 plus Nebenkosten und der rest hält sich auch in Grenzen.
Klappt alles mit dem Bachlor und dem Master dann hoffe ich eh mal nach Australien zu wander.
Bis dahin halt studieren areiten und am Wochenende meine Frau und meine Tochter verwöhnen, irgendwo in einem verschneiten Tal der Schweiz.
Ciao
Dirki
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Gast734
Meine persönliche Anmerkung: Hier im nördlichen Schwarzwald zahlt das Arbeitsamt noch zu viel und die meisten verstehen den Begriff Dienstleistung nicht. Nur ein bisschen am Pat. rumfummeln und dann auf den nächsten warten reicht nicht.
Sehr geehrter Dirki,
Alle Berufsanfänger sind faul und geizig. Na, das ist ja prima. Genauso wie alle Arbeitgeber Ausbeuter und Sklaventreiber sind. Alle Praktikanten klauen, alle Aushilfen rauchen und überhaupt.
Ich verstehe es ja, wenn man eine harte Zeit hat, aber soviele Vorurteile habe ich selten gelesen. Ihre Vorwürfe sind schlichtweg überzogen und unfair.
Ich erwarte von meinem Arbeitgeber nicht das er der netteste Mensch auf der Welt ist, aber ein wenig Realität kann man ihm schon zutrauen.
Ich arbeite z.Z. 35 (!)Stunden neben der regulären Arbeit mit 20 Stunden die Woche. Ich kann dieses Geheule ebenfalls nicht mehr hören
- hach der Markt ist nicht mehr da
- tut mir leid, aber wenn du krank wirst kann ich mir das nicht leisten und dein Job ist weg
- Wozu brauchst du Arbeitskleidung, nimm dir doch Sportzeug von zuhause mit
etc. etc.
Achja, in jedem Fitnessstudio bekommt man übrigens deutlich mehr Geld als in Ihrer Praxis. Abgesehen von Kleidung, Urlaub, Sportangebot usw. Die Bedienung im Sonnenstudio bekommt 10 Euro die Stunde. Die von Ihnen gebotenen 12 Euro sind für die derzeitigen Umstände in Ordnung, nur nachfragen nach etwas mehr sollte doch wohl noch erlaubt sein.
Die Praxisinhaber haben bestimmt gerade keine rosige Zeit, aber das alle Bewerber faul sind und nichts machen wollen ist schlicht nicht war. Vielleicht liegt es ja an Ihnen, das keiner bereit ist mehr zu geben.
In diesem Sinne
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APM
Liebe/r/s Pes Anserinus,
Dirki hat sich an keiner Stelle über die Berufsanfänger oder Bewerber im allgemeinen ausgelassen. Von "alle faul" war nirgendwo die Rede. Du brauchst dich also nicht zwingend angesprochen zu fühlen. Deine Aufregung kann ich daher überhaupt nicht verstehen.
Gruss von susn
PS: Gute Leute sind schwer zu finden und nicht alle Arbeitgeber sind ausbeutende Querulanten.
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