-
Gast1657
Ruptur Supraspinatussehne
Hallo an alle!
Zunächst kurz mein Fall:
Ich habe mir beim Kraftsport (Bankdrücken) eine hochgradige Partialruptur der distalen Supraspinatussehne (rechte Schulter) zugezogen.
Mittlerweile wurde die Schulter operiert (Rotatorenmanschettennaht unter Verwendung von 2 Corkscrew-Ankern).
Meine Fragen wären:
Hat jemand einen ähnlich gelagerten Fall und welche Erfahrungen liegen bezüglich Heilungsprozess und Belastbarkeit vor ?
Mein operierender Arzt sagte mir, dass ich die kleinen Muskeln, welche die Rotatorenmanschette zentrieren besser trainieren soll, wie?
Bezüglich späterer Belastbarkeit bin ich derzeit noch verunsichert, ob wieder 100% erreicht werden können (nicht nur auf Kraftsport bezogen, da die Schultern im Prinzip immer benötigz werden, siehe z. Bsp. Schwimmen, Skilanglauf, etc.) ?
Danke
-
APM
Hallo Leschi,
die Heilung läuft nach dieser OP nach dem normalen Heilungsschema ab (Achtung lang!!!):
Die Heilung des Bindegewebes
Entzündungsphase (0. bis 5. Tag)[/B] auch Latenz- / Reizungs- oder Katabole Phase
Vaskuläre Phase auch Latenz-Phase
- Ziel: Blutverlust gering halten
- Mittel: Vasokonstriktion + Gerinnung: Thrombozyten, Fibrin
- Dauer: 0. bis 2. Tag
Zelluläre Phase auch Entzündungs-Phase
- Ziele: Abräumen von Fremdkörpern und Zelltrümmern, Abwehr von Infektionen, Einleiten des Wiederaufbaus.
- Mittel: Leukozyten, Enzyme, Hämodynamik, Chemotaxis, Zytokine, Wachstumsfaktoren.
- Dauer: 2. bis 5. Tag
Es bietet sich an, den Prozess der Wundheilung in Phasen einzuteilen, aber man muss bedenken, daß diese Phasen sich überschneiden. Ferner sollte man daran denken, daß diese Ereignisse im Nachfolgenden so beschrieben werden, wie sie sich idealerweise abspielen. In Wirklichkeit zeigen Patienten mit Wunden oft keinen idealen Heilungsprozess.
Die Entzündungs- oder Reaktionsphase beginnt unmittelbar nach der Verletzung und hält ungefähr vier bis fünf Tage an.
Sie wird unterteilt in die vaskuläre Phase (Tag 0 bis 2) und die zelluläre Phase (Tag 2 bis 5). Die ersten Aktivitäten in der vaskulären Phase sind die Hämostase oder Blutstillung und die Phagozytose, d.h. die Neutralisierung von Bakterien und die Aufbereitung der Wunde für ein Débridement durch Makrophagen.
Sofort nach der Verletzung kommt es zu einem Platzen von Thrombozyten aus dem Blutstrom.
Eiweißstoffe im Blut bilden zusammen mit den Thrombozyten ein Fibringerinnsel. Gerinnselbildung und Vasokonstriktion von verletzten Gefäßen verringern den Blutverlust. Eine Erweiterung nahegelegener Gefäße führt zum Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen und somit zu einem Gewebsödem.
Diese Flüssigkeit wird Wundsekret oder Exsudat genannt und besteht aus Plasma, das durch weiße Blutkörperchen entsprechend aufbereitet wurde.
Sie enthält außerdem Serumproteine, Enzyme, Antikörper und Wachstumsfaktoren, die für die Heilung wesentlich sind. Neutrophile bzw. polymorphkernige Leukozyten sind frühe Abwehrmittel gegen eine mikrobielle Invasion. Danach verdauen die Makrophagen die Mikroben und Zelltrümmer (Phagozytose, Débridement) und setzen gefäßerweiternde Stoffe frei, was zur Rötung (Erythem) und Schwellung (Ödem) führt, den normalen klinischen Zeichen einer Entzündung.
Innerhalb von 24 Stunden nach der Phagozytose von Bakterien und Zelltrümmern sterben die Neutrophilen ab und bilden den in einer Wunde sichtbaren "Eiter".
Die Makrophagen sind die hauptsächlichen Entzündungszellen und "dirigieren" den Heilungsprozeß. Die aktivierten Makrophagen setzen einen Reiz für die Fibroblasten, welche damit beginnen neue Zellen zu bilden.
Diese so entstandenen Myofibroblasten wandern mit den Makrophagen in das Wundgebiet hinein.
In dem Makrophagen Leukozyten ersetzen, stimulieren sie die Einwanderung von Fibroblasten und deren Proliferation. Fibroblasten ihrerseits verstärken die Produktion von Kollagen Typ III (retikuläre Fasern) die Vorstufe des Bindegewebs-Netzwerkes vom Kollagen Typ I.
Klinisch erscheint eine Wunde in der Entzündungsphase gerötet und geschwollen. Die Entzündung ist absolut wesentlich für die Wundheilung, wobei jedoch ein sehr feines Gleichgewicht zu erreichen ist. Der Entzündungsprozess muss in Gang gesetzt werden, damit die Abheilung beginnen kann; er muss aber auch ein zeitlich begrenzter Prozess sein, der abklingen muss, bevor eine Heilung weiter fortschreiten kann
Proliferationsphase 5. – 21. Tag oder Exsudative Phase
- Ziel: Aufbau eines provisorischen Ersatzgewebes (Granulationsgewebe)
- Mittel: Fibroblastenproliferation. Gefässneubildung (Angiogenese), Wachstumsfaktoren
- Dauer: 5. bis 21. Tag In der Proliferationsphase, die etwa vom 5. bis zum 21. Tag andauert, kommt es zur Proliferation von Fibroblasten und zur Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese). Die Zahl der Monozyten, Leukozyten, Lyphozyten und Makrophagen nimmt ab und wir finden fast nur noch Fibroblasten und Myofibroblasten im neuen Gewebe. Die eigentliche Entzündung sollte beendet sein. Falls sich der Patient nicht schont, kann es dazu kommen, dass die Situation nicht zur Ruhe kommt und er sich immer noch in der entzündlichen Phase befindet. Granulation, Epithelisierung und Vernarbung spielen sich unter Füllung und Verschluß des Defektes ab. Indem sich die Fibroblasten vermehren, nimmt die Menge des abgelagerten Kollagens zu und erereicht um den 14. Tag ihr Höhenpunkt. In dieser Phase ist es ausserordentlich wichtig, dass innerhalb der Schmerzgrenzen physiologische Bewegungen ausgeführt werden. Man hat nämlich festgestellt, dass dann das Narbengewebe besser organisiert wird.
Das nun gebildete Kollagen Typ III verleiht der Narbe ihre (allerdings geringe) Stärke.
Neue Kapillaren "sprießen" von den vorhandenen Gefäßen in die neu abgelagerte Kollagenmatrix ein und bilden Granulationsgewebe : eine Vorstufe des festeren Kollagen Typ I Bindegewebes.
Granulationsgewebe besteht aus Fibroblasten, neu entstandenen Kollagenfasern und einem reichhaltigen Gefäßnetz. Dies ist das glänzende, rote, "fleischige" Gewebe, das leicht blutet.
Konsolidierungsphase 21. – 60. Tag Reifungsphase = Umbauphase = Remodelling Phase - ab 21. Tag bis zum 60. Tag
- Ziel: Umwandlung des provisorischen Ersatz- in definitives (Narben)gewebe.
- Mittel: Redimensionierung von Gefässen und Zellzahl, Umwandlung und Ausreifung von Bindegebszellen und -substanz, Verkleinerung der Narbe durch Kontraktion.(auch: Kontraktionsphase)
Die Endphase, die Reifung oder Neuformung
Dies ist die längste Phase; sie beginnt etwa 21. Tage nach der Verletzung und hält ein Jahr oder länger an. Manchmal wird die Phase in einer Konsolidierungsphase (21. bis 60. Tag) und einer Organisationsphase (60. bis 360. Tag) eingeteilt. Während dieser Zeit bilden sich die Kollagenfasern um.
Die Kollagensynthese bleibt bis zum 120. Tag hoch. Bis zum 150. Tag sind etwa 85% des ursprünglich angelegten Kollagens Typ III durch stabileres Kollagen Typ I ersezt. Die Narbe altert, enthält weniger Zellen und gewinnt an Reißfestigkeit. (Reißfestigkeit ist die maximale Kraft, die ausgeübt werden kann, ohne daß es zum Zerreißen kommt.)
Die Narbe besitzt schließlich bis zu 80% der ursprünglichen Stärke, bleibt aber stets dem Originalgewebe in der Struktur unterlegen.
Die Narbe
Definitives Ersatzgewebe der desintegrierten Gewebestruktur. Das Ausmass der Vernarbung kann durch diverse Mechanismen während der Wundheilungsphasen beeinflusst werden:
- Entzündungsphase: Unterhalten der Entzündungsreaktion durch mechanische Irritation oder Infektion
- Proliferationsphase: Uebermässige Ausbildung von Granulationsgewebe
- Organisationsphase: reaktive Narbenbildung durch Zug auf die Narbe, Glättung der Narbe durch Druck
(Urheber: irgendeine Internetseite, weiß nicht mehr welche, denke aber, dass der Artikel von Frans van den Berg ist)
Ob deine Schulter wieder 100% belastbar wird hängt von verschiedenen Faktoren ab: verläuft die Heilung normal, ist die Belastung angepasst, Alter, Systemische Erkrankungen, etc.
Bekommst du keine Physiotherapie?
Gruß von susn
-
Gast1657
Ruptur Supraspinatussehne
Hallo Susn,
danke für die schnelle Antwort. Physiotherapie erhalte ich und bin auch mit der Art und Weise, wie dies gehandhabt wird sehr zufrieden. Zuzüglich habe ich für 4 Wochen eine Armbewegungsschiene rezeptiert bekommen. Derzeit trage ich zudem noch eine Armabduktionsorthese. Über dieses Forum wollte ich mir nur weitere Informationen einholen, insbesondere für die Zeit nach der Physiotherapie. Mein Alter ist 40 Jahre und ich treibe sehr gern Sport, will mir nur dabei später die Sehne nicht nochmal abreißen.
Viele Grüße
Leschi
Ähnliche Themen zu Ruptur Supraspinatussehne
-
Von Gast3452 im Forum Physiotherapie - Patienten ForumAntworten: 22Letzter Beitrag: 11.11.2010, 18:00
-
Von Pernilla im Forum Physiotherapie - Patienten ForumAntworten: 4Letzter Beitrag: 02.02.2008, 11:22
-
Von Gast3383 im Forum Physiotherapie - Patienten ForumAntworten: 2Letzter Beitrag: 16.11.2006, 12:44
-
Von Gast541 im Forum Physiotherapie - Patienten ForumAntworten: 4Letzter Beitrag: 05.02.2003, 21:45
-
Antworten: 4Letzter Beitrag: 08.09.2008, 21:15
-
Hallo zusammen, ich habe mir im März 2007...von DennishvAntworten: 6Letzter Beitrag: 23.02.2008, 13:19
-
Antworten: 3Letzter Beitrag: 21.02.2007, 19:33
-
haben heute in pt chirurgie nerven gedehnt, u.a....von sarah_lAntworten: 1Letzter Beitrag: 01.02.2007, 07:58
-
Antworten: 14Letzter Beitrag: 11.01.2007, 08:56
Liebe Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, ich schreibe derzeit meine Bachelorarbeit zum Thema „Autonomieerleben und Burnout bei Physiotherapeut*innen in Deutschland“ im Studiengang...