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Gast2093
Welche Therapie bei Sehnenscheidenentzündung?
Hallo,
ich habe seit 5,5 Wochen Sehnenscheidenentzündung an beiden Armen vom Tippen am PC. Nehme Diclofenac, creme die Arme ein, trage Bandagen für die Handgelenke und habe beim Orthopäden eine zweiwöchige leider sehr teure Magnetfeldtherapie hinter mir, die drei Wochen nach Behandlungsbeginn kaum Besserung zeigt. Hat jemand gute Erfahrungen mit Magnetfeldtherapie?
Spüre leider nach wie vor Ziehen und Brennen auf den Innenseiten der Unterarme, Handgelenk selbst tut weniger weh. Bin nur noch zwei Tage krank geschrieben und muss bald wieder arbeiten. Mein Arzt hat mir auf die Nachfrage wegen Physiotherapie keine Antwort gegeben. Habe was gehört von Physiotherapie mit leichten Stromstößen, die das entzündete Gewebe lockern sollen. Weiß jemand konkret, worum es sich handelt und ob das generell angeboten wird? Gibt es außerdem Übungen, die Gelenke wieder zu trainieren? Kann man mit Üungen auch schon anfangen, wenn es noch weh tut?
Danke
Atina
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APM
Hallo Atina,
bei einer Sehnenscheidenentzündung geschieht das selbe wie bei jeder anderen Entzündung auch: Zellen nehmen Schaden, sterben ab, Narbengewebe entsteht.
Sehnenschieden sind Hüllen um eine Sehne, durch Anspannung des Muskels wird auf die Sehne Zug ausgeübt und sie gleitet dadurch in der Sehnenscheide. Für ein optimales Gleiten ist genügend Wasser im Gewebe Voraussetzung. Wird eine Sehne überlastet (dafür reicht u.U. schon einige Minuten eine völlig ungewohnte Bewegung zu machen, oder auch eine normale Tätigkeit ungewohnt lange durchzuführen) läuft die Sehne „trocken“, dadurch entsteht mehr Reibung der Sehne an der Sehnenscheide, die sich dadurch entzündet.
Der Körper ist normalerweise in der Lage eine solche Entzündung zu heilen. Wie gut die Heilung verläuft hängt mit endogenen Faktoren (Stoffwechsel) und exogenen Faktoren (Belastung) zusammen. Die normale Heilung von Bindegewebe verläuft nach einem bestimmten zeitlichen Muster, in dem bestimmte „Umbauaktivitäten“ im entzündeten Gewebe stattfinden:
Die Heilung des Bindegewebes
Entzündungsphase (0. bis 5. Tag) auch Latenz- / Reizungs- oder Katabole Phase
Vaskuläre Phase auch Latenz-Phase
- Ziel: Blutverlust gering halten
- Mittel: Vasokonstriktion + Gerinnung: Thrombozyten, Fibrin
- Dauer: 0. bis 2. Tag
Zelluläre Phase auch Entzündungs-Phase
- Ziele: Abräumen von Fremdkörpern und Zelltrümmern, Abwehr von Infektionen, Einleiten des Wiederaufbaus.
- Mittel: Leukozyten, Enzyme, Hämodynamik, Chemotaxis, Zytokine, Wachstumsfaktoren.
- Dauer: 2. bis 5. Tag
Es bietet sich an, den Prozess der Wundheilung in Phasen einzuteilen, aber man muss bedenken, daß diese Phasen sich überschneiden. Ferner sollte man daran denken, daß diese Ereignisse im Nachfolgenden so beschrieben werden, wie sie sich idealerweise abspielen. In Wirklichkeit zeigen Patienten mit Wunden oft keinen idealen Heilungsprozess.
Die Entzündungs- oder Reaktionsphase beginnt unmittelbar nach der Verletzung und hält ungefähr vier bis fünf Tage an. Sie wird unterteilt in die vaskuläre Phase (Tag 0 bis 2) und die zelluläre Phase (Tag 2 bis 5). Die ersten Aktivitäten in der vaskulären Phase sind die Hämostase oder Blutstillung und die Phagozytose, d.h. die Neutralisierung von Bakterien und die Aufbereitung der Wunde für ein Débridement durch Makrophagen.
Sofort nach der Verletzung kommt es zu einem Platzen von Thrombozyten aus dem Blutstrom. Eiweißstoffe im Blut bilden zusammen mit den Thrombozyten ein Fibringerinnsel. Gerinnselbildung und Vasokonstriktion von verletzten Gefäßen verringern den Blutverlust. Eine Erweiterung nahegelegener Gefäße führt zum Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen und somit zu einem Gewebsödem.
Diese Flüssigkeit wird Wundsekret oder Exsudat genannt und besteht aus Plasma, das durch weiße Blutkörperchen entsprechend aufbereitet wurde. Sie enthält außerdem Serumproteine, Enzyme, Antikörper und Wachstumsfaktoren, die für die Heilung wesentlich sind. Neutrophile bzw. polymorphkernige Leukozyten sind frühe Abwehrmittel gegen eine mikrobielle Invasion. Danach verdauen die Makrophagen die Mikroben und Zelltrümmer (Phagozytose, Débridement) und setzen gefäßerweiternde Stoffe frei, was zur Rötung (Erythem) und Schwellung (Ödem) führt, den normalen klinischen Zeichen einer Entzündung.
Innerhalb von 24 Stunden nach der Phagozytose von Bakterien und Zelltrümmern sterben die Neutrophilen ab und bilden den in einer Wunde sichtbaren "Eiter". Die Makrophagen sind die hauptsächlichen Entzündungszellen und "dirigieren" den Heilungsprozeß. Die aktivierten Makrophagen setzen einen Reiz für die Fibroblasten, welche damit beginnen neue Zellen zu bilden.
Diese so entstandenen Myofibroblasten wandern mit den Makrophagen in das Wundgebiet hinein. Indem Makrophagen Leukozyten ersetzen, stimulieren sie die Einwanderung von Fibroblasten und deren Proliferation. Fibroblasten ihrerseits verstärken die Produktion von Kollagen Typ III (retikuläre Fasern) die Vorstufe des Bindegewebs-Netzwerkes vom Kollagen Typ I.
Klinisch erscheint eine Wunde in der Entzündungsphase gerötet und geschwollen. Die Entzündung ist absolut wesentlich für die Wundheilung, wobei jedoch ein sehr feines Gleichgewicht zu erreichen ist. Der Entzündungsprozess muss in Gang gesetzt werden, damit die Abheilung beginnen kann; er muss aber auch ein zeitlich begrenzter Prozess sein, der abklingen muss, bevor eine Heilung weiter fortschreiten kann
Proliferationsphase 5. – 21. Tag oder Exsudative Phase
- Ziel: Aufbau eines provisorischen Ersatzgewebes (Granulationsgewebe)
- Mittel: Fibroblastenproliferation. Gefässneubildung (Angiogenese), Wachstumsfaktoren
- Dauer: 5. bis 21. Tag
In der Proliferationsphase, die etwa vom 5. bis zum 21. Tag andauert, kommt es zur Proliferation von Fibroblasten und zur Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese). Die Zahl der Monozyten, Leukozyten, Lyphozyten und Makrophagen nimmt ab und wir finden fast nur noch Fibroblasten und Myofibroblasten im neuen Gewebe. Die eigentliche Entzündung sollte beendet sein. Falls sich der Patient nicht schont, kann es dazu kommen, dass die Situation nicht zur Ruhe kommt und er sich immer noch in der entzündlichen Phase befindet. Granulation, Epithelisierung und Vernarbung spielen sich unter Füllung und Verschluß des Defektes ab. Indem sich die Fibroblasten vermehren, nimmt die Menge des abgelagerten Kollagens zu und erereicht um den 14. Tag ihr Höhenpunkt. In dieser Phase ist es ausserordentlich wichtig, dass innerhalb der Schmerzgrenzen physiologische Bewegungen ausgeführt werden. Man hat nämlich festgestellt, dass dann das Narbengewebe besser organisiert wird.
Das nun gebildete Kollagen Typ III verleiht der Narbe ihre (allerdings geringe) Stärke. Neue Kapillaren "sprießen" von den vorhandenen Gefäßen in die neu abgelagerte Kollagenmatrix ein und bilden Granulationsgewebe : eine Vorstufe des festeren Kollagen Typ I Bindegewebes.
Granulationsgewebe besteht aus Fibroblasten, neu entstandenen Kollagenfasern und einem reichhaltigen Gefäßnetz. Dies ist das glänzende, rote, "fleischige" Gewebe, das leicht blutet.
Konsolidierungsphase 21. – 60. Tag Reifungsphase = Umbauphase = Remodelling Phase
- ab 21. Tag bis zum 60. Tag
- Ziel: Umwandlung des provisorischen Ersatz- in definitives (Narben)gewebe.
- Mittel: Redimensionierung von Gefässen und Zellzahl, Umwandlung und Ausreifung von Bindegebszellen und -substanz, Verkleinerung der Narbe durch Kontraktion.(auch: Kontraktionsphase)
Die Endphase, die Reifung oder Neuformung
Dies ist die längste Phase; sie beginnt etwa 21. Tage nach der Verletzung und hält ein Jahr oder länger an. Manchmal wird die Phase in einer Konsolidierungsphase (21. bis 60. Tag) und einer Organisationsphase (60. bis 360. Tag) eingeteilt. Während dieser Zeit bilden sich die Kollagenfasern um.
Die Kollagensynthese bleibt bis zum 120. Tag hoch. Bis zum 150. Tag sind etwa 85% des ursprünglich angelegten Kollagens Typ III durch stabileres Kollagen Typ I ersezt. Die Narbe altert, enthält weniger Zellen und gewinnt an Reißfestigkeit. (Reißfestigkeit ist die maximale Kraft, die ausgeübt werden kann, ohne daß es zum Zerreißen kommt.)
Die Narbe besitzt schließlich bis zu 80% der ursprünglichen Stärke, bleibt aber stets dem Originalgewebe in der Struktur unterlegen.
Die Narbe
Definitives Ersatzgewebe der desintegrierten Gewebestruktur. Das Ausmass der Vernarbung kann durch diverse Mechanismen während der Wundheilungsphasen beeinflusst werden:
- Entzündungsphase: Unterhalten der Entzündungsreaktion durch mechanische Irritation oder Infektion
- Proliferationsphase: Uebermässige Ausbildung von Granulationsgewebe
- Organisationsphase: reaktive Narbenbildung durch Zug auf die Narbe, Glättung der Narbe durch Druck
(Urheber: irgendeine Internetseite, weiß nicht mehr welche, denke aber, dass der Artikel von Frans van den Berg ist)
Wird der Sehne und der Sehnenscheide durch unangepasst zu hohe Belastung keine Zeit zum Heilen gegeben, werden die Umbauaktivitäten behindert und es entsteht minderwertiges, also weniger belastbares Gewebe Ebenso ist unangepasst zu geringe Belastung heilungsbehindernd, denn die zu ersetzenden kaputt gegangenen Zellen werden nur dann durch belastungsfähige neue Zellen ersetzt, wenn die neuen Zellen „lernen“ für welche Belastung sie gebraucht werden. D.h., dass für eine gute Heilung eine der Heilungsphase angepasste Belastung wichtig ist.
Elektrotherapie ist eine therapeutische Möglichkeit die Durchblutung, bzw. die Durchlässigkeit der Zellwände zu verbessern um den Abtransport von zerstörten Zellen, und den Hintransport von Aufbauprodukten zu unterstützen.
Meines Erachtens wäre eine Serie Krankengymnastik nicht verkehrt, allein schon um eine bessere Ergonomie am PC-Arbeitsplatz zu erreichen. Fehlhaltungen können nämlich auch ein Auslösemechanismus von Sehnenscheidenentzündungen sein. Ebenso kommen Fehlfubktionen der Halswirbelsäule in Betracht. Spich nochmal mit deinem Arzt über eine Verordnung für aktive Krankengymnastik (und/oder, falls ein Halswirbelsäulenproblem vorhanden ist, eine Verordnung für Manuelle Therapie).
Gruß von susn
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Jibjib
Ich hab jetzt den 16. Termin KG hinter mir und bin, was die Sehenscheidung angeht längst beschwerdefrei. Ausgelöst ebenfalls durch Fehlhaltung, daraus resultierende Schonhaltung/Verkrampfung.
Der Physiotherapeut hat mit Triggerpunkttherapie, Manueller und Craniosacraltherapie behandelt. Vorgestern hat er sich meine BWS vorgenommen, ich hätte behauptet mit der Wirbelsäule ist alles in Ordnung, da hatte ich nie Probleme mit...
Dafür haben ne Menge Wirbel geknackt. *g*
Ich bin so froh, dass ich KG verordnet bekommen hab und ausgerechnet an diesen PT geraten bin. Hatte davor ein halbes Jahr absolute Quälerei hinter mir.
Reizstrom hat bei mir übrigens überhaupt nix gebracht. Es hat halt ein bisschen gekribbelt...
Gruß Jibby
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