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Gast2142
Parkinsongymnastik
Hallo...
ich bin jetzt Anfang zweites Ausbildungsjahr zur PT.
Als Hausaufgabe haben wir in PT Neurologie die Aufgabe bekommen eine Parkinsongymnastik ohne Gerät auszuarbeiten.
"Leider" habe ich noch keinen Patienten mit diesem Krankheitsbild gesehen und kann mir auch nicht wirklich vorstellen was man mit den Betroffenen machen kann.
Ich wäre wirklich dankbar wenn mir jemand Tips und Anregungen geben könnte!
Vielen Dank im Voraus
Lydi
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Gast2310
"Leider" habe ich schon oft mit Parkinson-kranken Patienten gearbeitet.
Gute Erfahrungen habe ich mit taktbetonter Musik oder einem Metronom im Hintergrund gemacht, den Leuten wird damit ein Rhythmus für die Bewegungsabläufe vorgegeben.
Wichtig bei ihnen ist auch, daß ihr mit großen, schwunghaften Bewegungen arbeitet.
Probleme haben diese Leute mit dem Gleichgewicht (Fallneigung nach allen Richtungen möglich, ist von Patient zu Patient verschieden), mit der Rotation im Rumpf (übt das mit fixiertem Becken z.B. im Sitz, RL oder SL), der Rumpf ist nach vorn geneigt (in die Aufrichtung arbeiten, am besten vor einem Spiegel).
Du kannst auch Gangschulen durchfühen, arbeite dabei an der Schrittlänge und daß der Patient die Füße hebt. Lege ihm einige kleine Hindernisse z.B. Theraband, Stab Keulen usw. in den Weg, die er entweder übersteigen oder umlaufen muß.
Du kannst auch mit Hockern oder Keulen eine "Straße" aufbauen, die zum Ende immer enger wird, er muß sie dann durchlaufen.
Konnte ich dir helfen? Über Parkinson kann man so viel erzählen... Melde dich nochmal!
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Gast2142
Hallo...
ersteinmal vielen lieben Dank für deinen Beitrag.
Leider habe ich genau die Aufgabe ohne irgendwelche Hilfsmittel (sprich Keulen,Bälle,Bänder) zu arbeiten.
Ich habe erst ein einziges Mal Praktikum gehabt und das in einer Reha-Klinik für Hüft- u.Knie-TEP Patienten. Da konnte ich "leider" keine Parkinson-Patienten sehen. Deswegen hab ich überhaupt keine Ahnung.
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Gast2310
Wäre nun die Frage, ob der Sitz auf einem Hocker erlaubt ist, oder ob du gar nichts zur Verfügung hast?
Aufgrund der häufigen "Schieflage" im Stand (nach rechts oder links) und der nach vorn gebeugten Körperhaltung sind Übungen in die Rückenstreckung zweckmäßig. Vermeide dabei aber sehr anstengende Kräftigungsübungen, die verstärken nur den Tremor.
Habt ihr in der Orthopädie schon was über Skoliose gehört? Kannst dann ja was gegen den "Rechts- bzw.Linksdrall" einbauen.
Ganz wichtig sind Übungen für die Beweglichkeit des Rumpfes, besonders in die Rotation der WS.
Gleichgewichtsübungen sind auch sinnvoll (nach vorn neigen/aufrichten, zur Seite neigen/aufrichten, faß deinen Patient am Schultergürtel und drück ihn weg und er muß gegenhalten).
Folgende Muskeln sollten gedehnt werden: Pectoralis major, Innenrotatoren der Arme, Psoas major, Ischiocruralen, Achillessehne.
Einige Leute klagen auch über Kreuzschmerzen. Bau mal Übungen zur Beckenmobilisation und für die LWS ein.
Bis wann muß dein Übungsprogramm fertig sein? Vielleicht kann ich bis dahin irgendwo was auftreiben und dir schicken.
Es ist auch nicht leicht, aus dem Nichts was zu erzählen, weil die betroffenen Leute so viele Probleme haben.
Gibt es für das Programm noch irgendwelche Vorgaben? Einzelgymnastik oder Gruppe? Kann Patient z.B. noch frei laufen oder ist er auf Gehhilfen angewiesen?
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Gast1651
Hallo ich bins die Lydi...
mein alter Nick funktioniert irgendwie nicht...Naja musst ich eben nen neuen nehmen.
Also die Gymnastik soll in einer Gruppe stattfinden.Über die Patienten und ihre Beschwerden also den derzeitigen Krankheitszustand wurde uns nix gesagt.
Ein Hocker darf verwendet werden.
Das Programm soll bis diesen Donnerstag fertig sein, wir haben letzte Woche schon mal ein Programm von einem Mitschüler gesehen, leider war unsere Lehrerin davon nicht begeistert und das ist wahnsinnig ermutigend.
Na gut dann danke ich dir für deine schnellen Antworten.
Tschüssi Lydia
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Gast2310
Hi Lydi!
Sorry. Da ich die Woche über auswärts arbeite, habe ich nur an den Wochenenden Zugang zum Internet. Ich hatte gehofft, du würdest schneller antworten.
Wie lief es mit deinem Übungsprogramm? Ich arbeite viel auf neurologischem Gebiet, vielleicht kann ich dir da auch in Zukunft weiterhelfen?
Melde dich bitte noch mal.
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Gast2142
Hallo...
habe zum Glück noch bis nächsten Donnerstag Zeit.
Unsere Lehrerin hat nicht geschafft alle dran zu nehmen.
Ich wäre sehr dankbar wenn du mir auch in Zukunft weiter helfen könntest!!!
Liebe Grüße
Lydi
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Gast2310
Gott sei Dank ist es noch nicht zu spät.
Ich habe aus dem Buchhandel ein tolles Buch vom Pflaum Verlag. Verfasser: Wolfgang Fries & Ingeborg Liebenstund,
Titel: Physiotherapie beim Parkinson-Syndrom. Ihr habt doch bestimmt eine Schulbücherei?
Ansonsten schlage ich jetzt mal vor, daß wir mal Nägel mit Köpfen machen. Hast du schon Ideen, die ich dann ausbauen kann?
Die Übungsbehandlung im Sitz auf dem Hocker oder Stuhl hat Tradition. Der Sitz auf dem Pezziball ist ebenfalls möglich, dann mußt du aber Patienten mit Gleichgewichts- und Pulsionsproblemen sichern.
Die Übungen im Sitz haben folgende Ziele:
-Bewegungen in den einzelnen Bewegungsabschnitten werden gefördert
-Schwerpunktverlagerung und Gleichgewichtsreaktionen werden geschult
-der Übergang vom Sitz zum Stand wird eingeübt
Überlege dir mal bitte, welches Ziel du in der Gymnastik verfolgst, und ich schicke dir dann ein paar Übungsbeispiele rüber.
Eventuell muß ich dir auch ein Übungsprogramm kopieren + schicken (das habe ich aus meinem Neuro-Praktikum damals mitbekommen, kann also nicht falsch sein)
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Gast2142
Also...
eine Schulbücherei haben wir nicht wirklich. Unsere Schule besteht auch nur aus 6 Schulklassen, davon sind 3 Physioklassen und 3 Ergoklassen.
Als Ziele wurden uns vorgegeben:
Übungen zur Haltungsverbesserung
Ü. zum Mitschwingen der Arme
Koordinationsübungen
Ü. für die Geschicklichkeit der Hände
mimische Übungen
Sprachübungen
Atemübungen
Übungen zur Verrichtung des tägl. Lebens
Gangschule
und Aufbau sozialer Kontakte.
Diese Ziele sollen komplett in die Gymnastik mit eingebaut werden.
Sorry das ich erst jetzt schreibe aber ich musste erstmal in die Ambulanz. Hab mir den Ischias eingeklemmt und kann kaum laufen....
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Gast2310
Also ich habe das besagte Übungsprogramm aus meinem Praktikum in der Praxis liegen. Ich kann es dir nächste Woche übers Handy diktieren, oder mein Chef schickt es dir, falls du ein Faxgerät besitzt.
Puh, das ist ja ganz schön viel, was ihr da machen sollt.
In der Praxis schafft ihr nicht so viel in einer Therapieeinheit! Je nach Krankheitsstadium kannst du mit dem Patient 2-4 Übungen einüben, dann ist er groggy.
Eine Sache verstehe ich nicht so richtig: ihr sollt Mimik und Sprachübungen machen? Das ist eigentlich die Aufgabe von Logopäden. Die Handgeschicklichkeit ist das Feld von Ergotherapeuten. Kennst du jemanden, der dich beraten kann, evl. aus deinem ersten Praktikum?
Fangen wir mal an. Dieses Programm trainiert Haltung, Gleichgewicht, Koordination und ist eine Anbahnung zur Gangschule. Übe es erstmal durch, bevor wir weitermachen.
1. Stand seitlich zur Sprossenwand.Beide Hände fassen
weit oben. Die Füße stehen in Schlußstellung nahe der
Sprossenwand.
Dehnen der seitlichen Rumpfmuskeln durch weites
Herauslehnen des Rumpfes nach rechts und links.
2. aus gleicher AGST den Rumpf so weit drehen, daß
einmal die ventrale, einmal die dorsale Seite der
Sprossenwand angelegt werden kann.
3. Stand mit dem Gesicht zur Sprossenwand, beide Hände
fassen bei gestrecktem Ellenbogen einen Holm möglichst
weit oben.
Nun den Rumpf so weit wie möglich von der
Sprossenwand wegführen.
4. Gleiche AGST. Durch Beugen der Hüft- und Kniegelenke
wird eine Dehnung auf Schultergürtel und Rumpf
gebracht. Bewegungen des Beckens zur Seite können
die Dehnung intensivieren.
5. aus gleicher AGST den Rumpf weit nach hinten lehnen
und locker das Becken nach links und rechts
bewegen.
6. aus gleicher AGST werden die Beine breit gegrätscht
und die Belastung im Wechsel auf das rechte und
linke Bein verlagert.
7. Die seitliche Gewichtsverlagerung wird so
beschleunigt, daß daß das jeweils nicht belastete
Bein vom Boden abgehoben werden kann.
8. Gleicher Bewegungsablauf, das Spielbein tippt
neben, vor oder hinter dem Standbein kurz auf den
Boden auf, bevor es in seine Ausgangsposition
zurückgeführt wird und Gewicht übernimmt.
Das Spielbein kann auch vorn oder hinten überkreuzen.
9. Stand mit rechter/linker Körperseite zur Sprossenwand
in Schrittstellung. Die Rechte/linke Hand greift einen
Holm unter Schulterhöhe. Die Belastung wird auf das
vorn stehende bein und wieder zurück verlagert.
10. Nun wird die Verlagerung des Schwerpunktes auf das
vordere Bein so intensiviert, daß der hinten stehende
Fuß abgehoben werden kann.
11. Bei gleicher AGST wird der Schwerpunkt auf das hinten
stehende Bein verlagert und wieder bewußt zur Mitte
zurückgebracht.
12. wie 10., das vordere Bein wird abgehoben.
13. aus gleicher AGST rascher Wechsel der Schwerpunkt-
verlagerung auf das vorn und hinten stehende Bein.
Dann Bewußtmachen der Belastung in der Mitte mit
gleicher Belastung beider Füße.
14. Stand mit dem Gesicht zur Sprossenwand, beide Hände
halten einen Holm unter Schulterhöhe. Auf Kommando
beginnt der Patient mit Treten auf der Stelle.
15. Aus gleicher Anordnung auf Kommando treten auf der
Stelle, auf akzentuiertes Kommando anhalten in der
Bewegung, so daß ein Bein Standbein, das andere Bein
Spielbein ist.
16. aus gleicher Anordnung auf Kommando treten auf der
Stelle. Auf verabredetes Kommando "nach rechts"
bzw. "nach links" werden die Füße so versetzt, daß
sich die untere Körperhälfte nach rechts bzw. links
dreht, während die obere Körperhälfte durch breites
Greifen am Holm in frontaler Stellung bleibt.
17. aus gleicher AGST werden Nachstellschritte zur
rechten/linken Seite ausgeführt.
18. Stand mit dem Gesicht zur Sprossenwand. Bei
gestrecktem Ellenbogen halten die Hände einen
Holmen unter Schulterhöhe. Das Gewicht wird auf das
rechte/linke Bein verlagert. Das jeweils unbelastete
Bein schwingt parallel zur Sprossenwand vor und
hinter dem Standbein.
19. Aus gleicher AGST wird mit der rechten/linken
Fußspitze mit einem Tuch über den Boden gewischt,
einen Halbkreis oder andere Figuren vor und hinter
dem Standbein beschreibend.
20. Stand Rechts/linksseitig zur Sprossenwand. Die
rechte/linke Hand hält einen Holm in Schulterhöhe.
Das rechte/linke Bein schwingt mit deutlicher Drehung
des Beckens weit vor und zurück.
22. Aus gleicher AGST erfolgt das Vor- und Zurück-
schwingen eines Beines und das Mitschwingen des
kontralateralen Armes. Beim Vorschwingen des Beines
wird das Knie locker in Flexionsstellung gebracht.
23. Gleiche Übung, die Beugung im Kniegelenk wird an das
Zurückschwingen gekoppelt. Beim Vorschwingen wird
ein imaginärer Gegenstand "wegegkickt".
24. Der rechte/linke Fuß wischt mit einem Tuch über den
Boden. Entsprechend zur Vor-Rück-Bewegung schwingt
der kontralaterale Arm.
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Gast2142
Das Programm ist ja echt super...Nur leider haben wir in der Schule auch keine Sprossenwand...
In der Tat habe ich wirklich noch keinen Patienten mit Parkinson gesehen.
Aber das nächste Praktikum ist ein Neuropraktikum, vielleicht wird es ja da etwas.Leider ist das für mein Programm auch zu spät.
Ich komme übrigens aus Sachsen-Anhalt....
Die Faxnummer schick ich dir per PN!
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Gast2310
ich habe dir auf die PN geantwortet mit noch ein paar Sachen.
Schau dort noch mal bitte nach.
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Gast1990
Buchtip:
KG beim Parkinson-Syndrom
Wolfgang Fries/Ingeborg Liebenstund
Pflaum Verlag München
ISBN 3-7905-0605-2
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*mareike*
hallo na
oh ich bin ja richtig froh das ich nicht alleine bin die noch nie mit einem parkinson pat gearbeitet habe... und noch nicht so die ahnung habe wie ich eine behandlung aufbaue bzw was ich genau machen kann
wir haben dieses thema jetzt auch in neuro bekommen... ich habe die aufgabe bekommen eine gruppenbehandlung mit dem pezziball auszuarbeiten aber unsere lehrerin besteht darauf das wir das gerät nur in ihrer hauptfunktion einsetzen... es wäre schön wenn mir auch so gut geholfen werden kann...
lg
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Gast2310
Parkinsongymnastik
Genanntes Buch im vorherigen Beitrag besitze ich auch. Es ist eine sehr große Hilfe.
Habt ihr den Befund schon durchgesprochen? Hast du schon Ideen, was du machen willst? Welche Ziele sollt ihr verfolgen?
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