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Mätti86
Therapie nach Beinamputation
Hallo Kollegen,
ich wende mich an euch, weil ich ein paar Erfahrungen in Bezug auf Beinamputationen und deren weiterführende Therapie benötige.
Aber erstmal ein paar "Eckdaten".
Patientin ist gut 70 Jahre alt. Sie ist vor ca eineinhalb Jahren unter einen LKW gekommen und wurde schwerst verletzt. Ihr wurde das linke Bein vollständig abgenommen (kein Stumpf). Ebenso der linke Zeigefinger, was aber keine Probleme macht.
Ich betreue die Patientin nun ca schon 1 Jahr als Hausbesuch.
Anfangs hat sie sich kaum allein im Bett bewegen können vor lauter Schmerzen, da die Wunden an ihrem Körper, die sehr großflächig waren (Oberschenkel re Bein, gesamte li Seite Rücken, Brust li, li Oberarm). Sie hat einen künstlichen Darmausgang sowie ein Katheder.
Mittlerweile bin ich mit ihr so weit, das sie nur wenig hilfe beim Aufsetzen an die Bettkante benötigt. Hinlegen kann sie sich selbst. Stehen mit UA-Stützen kann sie nur mit Hilfe, da sie sehr dazu neigt nach hinten zu kippen.
Da kommen wir aber zum nächsten Problem. Ihr rechter Fuß zeigt eine Kontraktur in Form eines Spitzfußes. Ich habe natürlich versucht, diesen zu mobilisieren, was sich aber als sehr schwierig erweist. Zumal dieser Fuß vom Pflegepersonal, was täglich zum Wundverband kommt, immer wieder bandagiert wird, so das sie sich selbst kaum mobilisieren kann. Außerdem wird vom Pflegepersonal nicht schön auf die Lagerung des Beines im Bett geachtet. So das durch die Bettdecke der Fuß auch wieder nach unten gedrückt wird.
Jetzt bin ich mit meiner Patientin an einem Punkt, wo ich nicht mehr vorwärts komme.
Oberkörper ist soweit stabil, haben mit Theraband und kleinen Hanteln trainiert. Transfer in den Rollstuhl klappt nur mit Hilfe.
Nun zu meiner eigentlichen Frage. Ist es jetzt an der Zeit es mit einem Stehtrainer zu versuchen? In der Hoffnung das sie durch das Eigengewicht den Fuß besser auf den Boden bringt? Auch damit sie mehr Stabilität und Kraft in das verbliebene Bein bekommt? Und natürlich Kreislaufstabi etc..
Oder ist der Stehtrainer für Beinamutierte nicht so optimal?
Was könnte ich noch versuchen? Hattet ihr schon einmal einen ähnlichen Fall?
Mir ist klar das sie in dem Alter nicht mehr so laufen wird wie eine 40-jährige Beinamputierte. Aber vielleicht schaffe ich es, das sie zumindest (natürlich wenn dann die Beinprothese mal da ist) sich in der Wohnung selbständig bewegen kann. Oder: mal als kleineres Therapieziel, sie selbständig in den Rollstuhl kommt um damit mobiler zu sein.
Ich danke schon einmal für eure Antworten.
MFG Mätti
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JürgenK
Hallo Mätti,
es gibt doch ein sogenanntes "TransferBrett" im Sanitätshaus (kann verschrieben werden). Mit dem kann man gut vom Bett in den Rolli und auch zurück (rüberrutschen) kommen.
Und gegen den Spitzfuß haben wir früher eine "Kiste (karton)" mit einem Frotteetuch überzogen ans Fußende vom Bett gestellt, sollte dann höher als die Zehen sein, so dass die Bettdecke nicht drückt.
Ich hoffe, es ist verständlich
MfG
JürgenK
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Mätti86
Das ist eine gute Idee mit dem Brett. Werd mal schauen das ich das mit der Ärztin bespreche. Bin mir zwar nicht ganz sicher ob meine Patientin damit allein zurecht kommen wird aber es wäre ein Versuch wert. Habe zugegebenermaßen noch nicht damit gearbeitet.
Kennst du dich auch mit dem Stehtrainer aus? Bzw hast damit erfahrungen gemacht?
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clubfan
Hallo Mätti,
an dieses Rutschbrett habe ich auch schon gedacht, jedoch müßte die Armlehne hochgestellt werden.
Vielleicht käme Deine Patientin mit einem Unterarmrollator besser klar als mit Krücken.
Das Stehbrett, glaube ich, nimmt zu viel Platz weg.
Habt Ihr zufällig in Euerer Stadt ein großes Sanitätszentrum. Dort kann man sich auch mal Anregungen holen.
Viel Erfolg und Gruß
vom clubfan
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clubfan
Hallo Mätti,
ich meine natürlich die Armlehne des Rollstuhls müßte hochgestellt werden. Dann ist das Brett eine feine Sache. In meine Reha habe ich das auch benutzt.
Auch in das Stehbrett mußte ich. Ob sie da alleine mit zu recht kommt weiß ich nicht. Du kannst Dich hochziehen, hast ein Brett zum Festhalten. Zum Anlehnen kommt ein Gurt hinten über den Po.
Vielleicht kannst Du Dir das mal irgendwo anschauen.
Gruß
vom clubfan
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Mätti86
Hi Clubfan, danke für deine Antwort.
Ich stelle mir den Unterarmrollator schwierig vor, da noch keine Prothese da ist. Die Wundheilung ist leider noch nicht abgeschlossen.
Hab mir mal ein paar Videos mit dem Rutschbrett angeschaut. Sieht auf jeden Fall interessant aus. Aber eben wegen der hochgeklappten Armlehne mache ich mir Gedanken ob sie sich selbst rüberziehen kann. Aber das müsste man halt versuchen und üben.
Habe die Stützen bisher nur verwendet, das sie mit meiner Hilfe stehen kann. Und sie sich nicht die ganze Zeit an mir festhalten muss.
Hab mir auch Videos zum Stehbrett angeschaut. Aber da muss ich mal mit dem Sanitätshaus sprechen, was die dazu sagen. Ihre Ärztin ist da leider nicht so geeignet, um über so etwas zu fachsimpeln. Sie war sage und schreibe 2x in der ganzen Zeit bei ihr.
LG
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trigeminus
hi matti 86
was macht die dame heute?? 6 monate nach dein bericht
wie geht es ihr??.. (das ist keine schöne frage aber ich stelle sie einfach LEBT SIE NOCH??)...
lg trigeminus.
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Mätti86
Hi trigeminus,
danke der Nachfrage. Meine Patientin lebt noch ja. Ihr geht es geistig weitesgehend gut. Leider bin ich unzufrieden mit dem Therapieverlauf.
Ich hatte sie schon so weit, das wir einige Male im Stehtrainer waren.. wenigstens ein paar Minuten..
Leider wurde an ihren großflächigen Wunden am Rücken ein neues Mittel verwendet was dazu geführt hat das sich die Wunden drastisch verschlechtert haben und die Patientin starke Schmerzen hatte. An ein hinstellen war nicht zu denken..
Da sie mehrere Wochen nicht mehr stehen konnte/wollte haben wir dementsprechend Rückschritte gemacht.
Mittlerweile bekommen wir sie wieder einigermaßen mit Hilfestellung an den Rollstuhl gestellt.. Ihr Spitzfuß erleichtert die Sache nicht gerade..
Leider können wir nicht so recht auf die Mithilfe der Familie hoffen. Ich wünschte meine Patientin könnte öfter einfach ein paar minuten am Bettrand sitzen, damit die Wunden zwischendurch einmal entlastet werden, da sich die Patientin im Bett nur bedingt drehen kann. Z. T. liegt sie 8-10 über den Tag einfach nur im Bett, da der Sohn Schicht arbeitet..
Sie benötigt aber Aufsicht beim Aufsetzen, da sie sich zwar selbständig hochdrücken und rausdrehen kann, aber sie vom Gleichgewicht unsicher ist. Dazu müsste man einfach einen kurzen moment bei ihr bleiben. Hinlegen kann sie sich selbständig. Aber da ist leider wenig Hilfe zu erwarten..
ergo.. ihre Wunden heilen nur langsam... sie hat weiter schmerzen..stehtrainer kann ich im moment knicken..
ich muss sie jetzt in den nächsten Wochen vollständig meiner Kollegin übergeben, da ich mittlerweile bald im 7. Monat schwanger bin und mir es zu beschwerlich wird sie in den Stand zu befördern.. Leider kann ich da ihren weiteren Therapieverlauf nur sporadisch weiterverfolgen.
Kann nur hoffen das ihre Schmerzen bald nachlassen und meine Kollegin wieder an die Therapieerfolge vor Monaten anknüpfen kann.
LG Mätti
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trigeminus
hi.mätti...
ja das ist nun mal ein grosser shit.. so ein ähnliches pat hatte ich auch.. der hatte noch dazu ein frisches thoraxop..
leider werden viele von diese pat die nicht schnell genesen
mit der zeit multimorbide
und die mortalität steigt... man sagt es liegt bei 9-19-%...hoffe das die dame nicht dazu gehört ..
das ist der grund meiner frage..:-/
wenn du kannst ..besorge die patientin ein H-kissen
das hilft die patientin sehr,,und vor allem entlastet den rücken..
2x hausbesuch die woche????..das hilft ihr nicht so richtig:-(
sprich bitte mit dem behandelder arzt da muß was anderes passiere..
ciao trigemius:-)
Ps:...
das H-kissen.. eignet sich auch für schwangere... um ruhe und schmerzlinderung zu finden..nun lächel mal bitte:-)Geändert von trigeminus (17.07.2013 um 01:41 Uhr)
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Mätti86
Danke für den Tipp.. im Moment schleif ich mein Stillkisssen mit mir rum.. umfunktioniert derweil zum seitenschläferkissen
Das mit den 2 HB in der Woche is schon so n Ding... wenn es nach der Ärztin gegangen wär hätten wir nur 20 min Beh. Zeit... ich habe es immerhin geschafft das wir 40 min bei ihr haben, sonst ist das gar ni alles zu schaffen.. Aber das is schon fast das höchste maß der Gefühle... Problem ist auch das die Patientin ja täglich von Pflegepersonal versorgt wird. Die kommen aber häufig nicht vor 11 Uhr.. Sie ist dann nach der einstündigen "Tortur" (alles Verbandmaterial weg, reinigen, neu verkleben) so fertig das wir bei ihr keine Therapie machen können.. es ist schwierig sie so flexibel einzuplanen..
Nunja..wir geben weiter unser Bestes. Das einzig gute ist tatsächlich das sie sich nicht unterkriegen lässt.. sie macht brav ohne zu jammern mit und lässt sich sehr gut für neues motivieren.. trotz der Rückschläge will sie immer wieder weitermachen.. das finde ich toll. manch anderer hätte tatsächlich schon aufgegeben..
LG Mätti
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